Nelly ist gegangen

Ich glaube jeder der jemals einen Hund gehabt hat, wird sagen, er oder sie war der beste Hund der Welt. Wenn ich ehrlich bin, passte das zu Nelly nicht wirklich uneingeschränkt.

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Ja, die Menschen die sie mochte, oder besser gesagt, die sie an sich rangelassen hat, die hat sie geliebt. Aber die, die sie nicht kannte, die waren ihr ein Graus.

Dementsprechend war’s schon recht schwierig mit Nelly. Knurren, Bellen und schnappen waren an der Tagesordnung. Kinder, Radfahrer, Inlineskater und Skateboarder gingen überhaupt nicht.

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Draußen musste der Hund ständig kontrolliert werden. Sie ging zwar im Freilauf, Aber man musste höllisch aufpassen.

Mit anderen Hunden ging es deutlich besser. Klar, Sie mochte nicht jeden. Wenn ein anderer Hund Angst zeigte, bekam sie schnell Oberwasser. Frei nach dem Motto, der hat mehr Angst als ich, den kann ich jetzt drangsalieren.

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Aber die, die Nelly kennen, die wissen wie sie war. Und trotzdem möchte ich noch ein wenig mehr über sie erklären.

2005 erblickte sie das Licht der Welt. Diese Welt war für sechs Monate eine Pferde Box. Sozial Kontakt nur zu den Geschwistern und zur Mama. Ab und an kam auch ein Mensch zum Füttern.

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Das war ein denkbar schlechter Start. Sämtliche wichtigen Prägephasen waren dahin. Dann wurde sie doch gerettet und kam in eine bessere Haltung. Der Pferdehof war toll, aber sie restlos unterfordert. Zu allem Überfluss quälten Sie noch ein paar Kinder am Tor.

Dort entdeckte ich sie und brachte sie mit zu mir. Anfangs waren wir noch zu fünft, doch kurze Zeit später gab es nur noch Nelly und mich. Aufgrund der Umstände lernte sich schnell meine Eltern kennen und lieben.

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Als ich dann doch wieder regelmäßig arbeiten gehen musste, blieb sie in dieser Zeit bei meinen Eltern. Mit meiner Mutter zog sie um die Häuser. Sie liebte sie abgöttisch.

Keiner durfte meiner Mutter zu nahe kommen. Schon wurde Nelly ganz groß, fletschte die Zähne, wurde laut und schaltete auf Angriff. Da war sie nicht immer einfach.

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Wenn ich mit ihr unterwegs war, da war sie schon entspannter. Ja auch bei mir konnte sie den Molly machen, wusste aber, dass ich ihr Grenzen setze.

Gerade Hundebegegnungen liefen bei mir lockerer ab. Da waren Besuche in Hundeauslaufgebiet keine Seltenheit. Und trotzdem war sie lieber bei Mama!

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Unternommen haben wir viel. In jedem Urlaub waren wir unterwegs. Eifelsteig, Harzer Hexensteg, Teutoburger Wald, Bretagne oderder Mecklenburger Seenplatte. Wandernd sind wir ganz schön rumgekommen.

Dafür war Zelten nicht ihr Ding. Zweimal ausprobiert und zweimal in die Hose gegangen. So ein Zeltplatz ist einfach nichts für sie gewesen.

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Wenn man ihr eine Freude machen wollte, ging man mit ihr zum Wasser. Da wurde sie dann zum Seehund. Ball ins Wasser und der Hund hinterher. Das konnte sie stundenlang.

Und doch gab es Situationen, da hat sie mich zur Weißglut gebracht. Sobald ich mit meiner Aufmerksamkeit woanders war, hat sie Schabernack getrieben. Entweder ging sie jagen, versteckte sich und fraß irgendetwas oder puffte irgendwelche Fußgänger an.

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Schlimm war es, wenn ich für einen Artikel fotografieren oder für einen Geocache irgendwo einsteigen musste. Mal eben den Hund mit der Leine am Baum fest machen, ging nicht. Innerhalb von Sekunden hatte sie die Leine durchgebissen und stand schwanzwedelnd neben einem.

Aber einige Freunde hatte sie trotzdem. Es gab ein paar Menschen und ein paar Hunde, die mochte sie unheimlich. Den ersten Hund, den sie bei mir kennenlernte, war die Emily. Die zwei Aussies verband Konkurrenz und eine tiefe Freundschaft. Auch Emilys Besitzerin Pascale schloss sie in Ihr Herz.

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Natürlich wurden meine Eltern ihre liebsten Freunde. Dort verbrachte sie die meiste Zeit. Wurde gehegt und gepflegt und gefüttert.

Meine früheren Nachbarn, Heike und Thomas, liebte sie sehr. Nur deren Luna war nicht immer ihr Fall. In der Woche in der Nelly starb, wären wir eigentlich bei Ihnen im Westerwald gewesen. Das haben wir leider nicht geschafft.

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Mit Sabina, Chicca, Xena und Pippo sind wir nach Frankreich gefahren. Und auch auf vielen Hundewanderung waren wir mit Ihnen unterwegs. Obwohl sich die Damen öfter mal in die Haare bekamen.

Doch nun ist sie weg. Sie ist über die Regenbogenbrücke schon einmal vorgegangen. Dort trifft sie meinen alten Schäferhund Arko und viele andere Hundeseelen, mit denen sie spielen und toben kann.

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Dort wartet sie treu bis auch ich meinen letzten Weg angetreten habe. Wieder vereint, um auf den Winden zu wandern.

Ich vermisse Dich.

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