Dass es Biber an der Wupper gibt, war mir nicht neu. Das Ökosystem der Wupper ist in den letzten Jahrzehnten immer besser geworden. Als mein Kumpel Sebastian meinte, man könne da doch mal eine Wanderung machen, war ich Feuer und Flamme.
Sebastian hat im letzten Jahr an einem Fährtenleser-Kurs in der Kojote-Akademie teilgenommen und ich war dort in diesem Jahr, um die Grundlagen des Indianer-Scouts zu lernen. Beide sind wir schon öfter zusammen losgezogen, um die Wälder rund um Wuppertal unsicher zu machen.
Unser Ziel diesmal war aber nicht ein bestimmter Wanderweg, sondern wir wollten schon Spuren der Biber finden. Und das kann man nur sehr selten auf befestigten Wegen. Daher war von Anfang an klar, dass wir diese verlassen mussten und eher querfeldein gehen würden.
Vom Wanderparkplatz aus überquerten wir die Staumauer und wanderten nach rechts an ein paar Häusern vorbei. Schnell zog es uns in den Wald einen schmalen Pfad steil den Berg hinauf. Diesem folgten wir und kamen dann doch schnell wieder runter ins Tal. Dort standen erstmal wieder auf der Straße.
Nach Überprüfung unsere Position mit dem GPS folgten wir der Straße weiter bergab und überquerten einmal die Wupper. Auf der anderen Seite schlugen wir uns parallel zum Fluss an einem Hang wieder in den Wald.
Das Querfeldeinlaufen am Hang war ganz schön anstrengend und wir kamen mächtig ins schwitzen. So schlugen wir uns weiter bis zur alten Eisenbahnstrecke. Dort erwachte in mir dann der Scout und ich schlich mich halb über die nah gelegene Eisenbahnbrücke, um eine mögliche Route auszukundschaften. Beim Krabbeln über die alten und morschen Holzplanken, wurde mir dann doch etwas mulmig und ich entschied mich für den Rückweg.
Zurück bei Sebastian, der am einem Ende der Brücke gewartet hatte, beschlossen wir dem Pfad auf der anderen Seite der Bahngleise ins Tal der Wupper zu folgen. Ein wenig Kraxelei war angesagt, aber das alles verlief sehr leise. Der Scout war wohl in uns beiden aktiv geworden und so bemerkte uns der Angler an der Wupper erst, als wir neben ihm standen und ihn grüßten.
Nun ging es einen schmalen Pfad immer am Ufer entlang und wir fanden endlich unsere ersten Biberspuren. Nur den Bau oder ein Tier fanden wir leider nicht. So näherten wir uns einer weiteren Eisenbahnbrücke und wollten sie eigentlich an der Wupper unterqueren, aber der Lagerplatz einiger Schwäne hat uns da umdenken lassen. Also doch hinauf zu den Gleisen.
Auch diesmal scoutete ich vor. Ich war direkt neben dem Gleis im Gebüsch als ich ein Rumpeln hörte und von der Brücke eine Bewegung wahrnahm. Sofort kauerte ich mich hin und presste mich tief an den Boden. Eine Draisine mit Ausflüglern näherte sich. Ich bedeutete Sebastian sich ebenfalls zu verstecken.
Es folgten noch weitere Draisinen mit Menschen darauf, doch keiner nahm uns wahr. Alle fuhren sie ohne Reaktion an unsere Position vorbei. Endlich konnten wir die Gleise überqueren.
Ein Wenig ging es dann noch querfeldein, dann fanden wir einen Wanderweg, der uns wieder Richtung Wupper führte. An einem Uferabschnitt nah am Wasser, der schon öfter als Lagerfeuerplatz genutzt worden war, machten wir eine Rast. Dabei beobachteten wir Schwäne, Enten und Reiher, die sich auf dem Fluss tummelten.
Danach folgten wir wieder dem Wanderweg, der immer schmaler und trailiger wurde. Es ging auf und ab bis zu einer alten Fabrik. Wir näherten uns diesem Lost Place sehr vorsichtig, bis wir die Überwachungskameras bemerkten. Hier war kein Durchkommen und wir folgten dem Pfad in den Ort Dahlhausen. Dort mussten wir unsere Route wieder mit dem GPS suchen. Es ging auf die andere Wupperseite und dann oberhalb des Flusse in die Gegenrichtung, damit wir langsam wieder in Richtung Talsperre gehen konnten.
Als wir wieder an die Wupper kamen, bemerkte Sebastian ein offenes Tor, das sehr alt aussah. Hinter diesem Tor führten verrostete Metallstufen runter zur Wupper. Unsere Neugier war gewekt und so schlichen wir uns zu unserem zweiten Lost Place. Doch vorher endeten die Stufen in der Luft und wir mussten noch ein wenig kraxeln. Das ufernahe Gebäude offenbahrt sehr schnell all seine Geheimnisse und wir wanderte wieder an der Wupper entlang.
Die nächste Brücke unterwanderten wir und trafen auf mehrere Gebäude. Sofort versteckten wir uns im hohen Gras und beobachteten das Grundstück, ob Menschen oder Hunde anwesend waren. Langsam schlichen wir uns um das Gebäude herum und fanden es verlassen vor. Auch mehrere Nebengebäude wirkten verlassen und eingefallen. In der Ferne waren aber deutlich Wohnhäuser zu erkennen.
Die Frage war nun, ob weiter versteckt am Ufer entlang oder offen auf die Häuser zu? Der Scout in mir wollte natürlich ersteres und so schlichen wir uns flach am Ufer entlang, um nicht aus den fernen Wohnhäusern entdeckt zu werden. Mitunter krochen wir dicht über dem Boden, um nicht gesehen zu werden. Doch dann beendete der dichte Maschendrahtzaun eines Hühnergeheges unser Vorankommen. Es half nichts! Und so krochen wir zurück zu den verfallenen Gebäuden.
Dort führte ein Weg bergan in Richtung Bahnschienen und den Wohnhäusern. Wir liefen geduckt und leise. Anfangs gaben uns die dichten Bäume und Sträucher noch Deckung. Doch je näher wir den Schienen kamen, umso lichter wurde es. Ich hockte mich hin und betrachtete unsere Umgebung: Es hatte keinen Sinn weiter zu scouten. Hier war keine Deckung vorhanden.
Also traten wir offen auf die Gleise und waren doch erstaunt, fast schon an unserem Ziel zu sein. Hier waren wir am Morgen schon her gelaufen. Hinter uns lag die erste Brücke, die ich als Scout überprüft hatte In der anderen Richtung verlief die Straße, die unterhalb der Staumauer entlang führte.
So folgten wir den Bahnschienen in diese Richtung. Erst als es im Strauchwerk fast kein Durchkommen mehr gab, wechselten wir auf die Straße. Nach kurzer Zeit erreichten wir die Staumauer. Danach ging es noch kurz den Berg hinauf und wir standen wieder an unserem Auto.