Ich hechtete zurück zu Fox, der am Zugang zum Treppenhaus wartete. Schnell zog ich meine Pfeile aus der Leiche des Schützen, aber leider waren nur noch zwei von ihnen zu gebrauchen. Zwei Schuss. Nicht mehr.
Fox gab mir mit einer geballten, in die Höhe gereckten Faust das Zeichen zum Anhalten. Langsam schoben wir uns aus der Deckung und blickten hinab ins Erdgeschoss. Kein Gegner in Sicht. Vorsichtig schlichen wir die Treppenstufen hinunter, wo wir auf Alex, Boris und Gabriel trafen. Handzeichen verrieten uns, dass die Feinde tiefer in den Bunker gelaufen waren.
Wir bewegten uns dicht an der Wand zum Tor, das in den weiten Innenhof führte. Vorsichtig spähten wir zur Kapelle, die etwa siebzig Meter entfernt an der Felswand lag. Davor, aus allem, was sie im und um den Bunker herum gefunden hatten, hatten die Feinde eine letzte Verteidigungslinie errichtet.
Als unsere Köpfe im Durchgang erschienen, blitzte sofort Mündungsfeuer auf. Wir zogen uns in Deckung zurück. Boris und Alex schoben sich von der anderen Seite an den Durchgang, während Gabriel sie nach hinten absicherte. Boris legte sich auf den Boden, visierte mit seinem Gewehr die Kapelle an und wurde sofort unter Feuer genommen. Er feuerte einen Schuss zurück und ging wieder in Deckung.
„Verdammt“, fluchte er, „die haben sich dort eingegraben und gute Deckung. Die können den Innenhof stundenlang halten.“
„Wir haben keine Stunden“, erwiderte Fox. „Die Hexe ist in der Kapelle, und ihr Zauber ist schon in vollem Gange. Ich spüre, wie die dunkle Macht von dort zunimmt.“
Ich nickte. Ich spürte es auch. Ich wechselte in meine Geistersicht und sah, wie die schwarz-rote Energiewolke immer mehr an Substanz und Kraft gewann.
„Wir müssen schnell handeln, sonst ist es zu spät. Von hier kommen wir nicht weiter. Im Innenhof können wir sie nicht flankieren, dieses Tor ist der einzige Zugang. Sie würden uns direkt unter Feuer nehmen und ausschalten. Wir müssen sie vom Wald aus umgehen!“
„Was meinst du, Mike?“, fragte mich Alex.
„Ihr drei müsst auf den Felsen und sie von hinten ausschalten. Danach ist es an Fox und mir, die Hexe anzugreifen. Das wird eh nur im Nahkampf enden!“
Fox nickte.
„Moon wird euch führen.“
Der Wolf materialisierte sich am gesprengten Tor. Unsere Fäuste trafen sich zum Gruß, und schon folgten sie Moon in den Wald.
„Guter Plan“, sagte Fox. „Aber kannst du beides? Kämpfen und Moon und die drei zum Ziel steuern?“
„Ja. Es ist noch schwierig, vor allem, weil Moon noch eine Aufgabe hat.“
„Welche?“
„Sie soll den König des Waldes um Unterstützung bitten.“
„Clever. Das ist gut!“, anerkannte Fox mit einem Nicken. „Aber dann bist du für den Sturmangriff auf die Kapelle nicht bereit.“
„Ich hoffe, Moon beeilt sich. Aber ich kann dann nur die Nachhut bilden.“
Fox nickte abermals. So war es nun mal im Kampf. Manchmal hatte man einfach ein schlechtes Blatt. Wir hatten mit einem sehr schlechten begonnen, aber Schlacht um Schlacht für uns entscheiden können. Nun war es wieder schlecht, vor allem, weil Fox und ich unsere Kräfte aufteilen mussten.
Zwei Kleinbusse hielten vor dem Bunker. Sophie und Dieter sprangen heraus.
„Was macht ihr denn hier?“, blaffte Fox sie an.
„Wir dachten, ihr braucht vielleicht was. Und wir wollten dabei sein“, erwiderte Sophie.
„Das ist viel zu gefährlich. Mike, brauchst du was?“
„Schäfte! Spitzen habe ich noch.“
Dieter drückte mir seine letzten sechs Schäfte in die Hand.
„Du brauchst auch Energie!“, sagte er, lief zu seinem Wagen und kam mit mehreren Tütchen Energiegel für Sportler zurück.
„Danke. Jetzt haut ab und bleibt weg. Das hier ist noch nicht vorbei.“
Vom Felsen waren drei einzelne Schüsse zu hören. Dann quäkte mein Funkgerät. „Alle drei Tangos down, Ende!“
Das war für Fox und mich das Zeichen, endlich die Kapelle anzugreifen. Doch ich strauchelte. Fox stützte mich, drückte mich dann aber auf den Boden zurück.
„Das schaffst du nicht! Bleib hier, bis Moon wieder da ist, und unterstütze mich dann.“
Ich hob abwehrend die Hand, aber sein Blick nagelte mich förmlich auf dem Boden fest. Dann lief er auf die Kapelle zu.
Deren Eingangstür flog auf und heraus kam ein mit Krallen und spitzen Zähnen bewaffnetes Untier. Das schwarz-rote Fell hatte ich schon oft gesehen, aber das war nicht Kathrin. Deren Leiche lag vor dem Bunker im Dreck. Die Augen der Bestie glühten dunkelrot, sie richtete sich vor der Kapelle zu ihrer vollen Größe auf. Ein markerschütternder Schrei kam aus ihrer Kehle, und schon stürmte sie auf Fox los.
Die Kapitel der Moon-Chroniken sind vergänglich – nach 4 Wochen verschwinden sie wieder im Schatten.
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Die Moon-Chroniken
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