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Knarren und Zigaretten

Die Ermittlungen treten auf der Stelle. Zwar gab es neue Verbündete, aber das Team kommt nicht wirklich weiter. Eine zähe Detektivarbeit beginnt.


Als ich zur Burg zurückkehrte, waren alle tief in ein Gespräch über die moderne Hexe vertieft. Ich hörte ein paar Minuten zu, aber als ich merkte, dass es nur der gleiche esoterische Mist war, griff ich ein.

„Britta, das ist alles ganz nett, aber es bringt uns nicht weiter“, sagte ich und schaute sie direkt an. „Können Sie uns bei der Suche nach Madame Claire helfen?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Ich bin hier, um zu unterstützen. Was wollen Sie wissen? Meine Schwester macht ja ein großes Geheimnis um alles.“

„Okay“, sagte ich und lehnte mich vor. „Wir suchen nach Madame Claire. Irgendwie scheint alles mit einer alten Kapelle zusammenzuhängen, in der die Leiche einer Hexe eingeschlossen ist. Oder es geht um einen alten Bunker. Wahrscheinlich aus dem Zweiten Weltkrieg, vielleicht auch älter.“

Sie überlegte. „So richtig kann ich Ihnen da nicht helfen. Aber ich habe vor Kurzem einen Artikel gelesen, dass die Nazis oft Bunkeranlagen bei alten Hügelgräbern und Wallanlagen gebaut haben. Da sie sich so sehr für das Okkulte interessierten, könnte es sein, dass sie auch eine Kapelle annektiert haben.“

„Ist das alles, was Sie zu bieten haben?“, fragte ich und spürte die Enttäuschung in mir aufsteigen.

Sie schnaufte, rollte mit den Augen und fragte Marlies, ob es in der Nähe ein Hotel gäbe. Marlies, die perfekte Gastgeberin, bot ihr natürlich sofort ein Gästezimmer an, was Britta dankend annahm. Und schon rauschten die beiden ab. Fox und ich sahen uns an und schüttelten die Köpfe.

„Du stehst auf sie!“, sagte Fox und ein breites Grinsen huschte über sein Gesicht.

„Fang du nicht auch so an wie Alex!“, knurrte ich.

„Ich hab’s in deinem Blick gesehen. Da war Hunger, Mann!“

„Arschloch!“, sagte ich und musste selbst lachen.

Er wurde plötzlich ernst. „Was hast du von deinem Bruder mitgebracht und schnell versteckt, bevor Alex auftauchte?“

Ich zögerte einen Moment. „Ein altes Geschenk von meinem Vater. Eine Mauser C96.“

„Eine Broomhandle? Im Ernst? Zeig her!“ Seine Augen leuchteten.

Er war ganz hin und weg von der Waffe, spielte damit herum, prüfte die Mechanik. „Wenn ich nicht so auf meine Colt Navy stehen würde, wäre das meine zweite Wahl.“

„Ich würde eher eine Schofield nehmen.“

„Auch ein schöner Revolver. Aber wenn ich eine Automatik wollte, dann die Mauser.“

„Und das Geilste ist? Sie ist eine Vollautomatik!“

„Das ist nicht dein Ernst! Lass sie uns ausprobieren!“

Und schon waren wir wieder die alten Soldaten. Nach der Schießerei im Wald widmeten wir uns der Selbstverteidigung ohne Schusswaffen. Ich bekam von Fox die ersten Lektionen im Kampf mit Tomahawk und Messer gezeigt. Das Training tat mir gut. Es machte den Kopf frei und so fand ich mich am Ende des Tages in der Bibliothek wieder, auf der Suche nach Fachliteratur über Bunker in Verbindung mit Hügelgräbern und religiösen Stätten. Nichts. Also befragte ich das World Wide Web, was vielversprechender war. Ich fand ein Buch, das Briefe von Wehrmachtssoldaten an ihre Familien enthielt. Dort gab es einen Verweis auf eine Kapelle, in der Wehrmachtssoldaten stationiert waren. Ich bestellte die Taschenbuchausgabe bei Amazon. Die Lieferung sollte morgen früh erfolgen.

Ich blickte auf die Uhr. Fast Mitternacht. Ich reckte mich, um meine verspannten Muskeln zu lockern, als ich plötzlich zwei Hände auf meinen Schultern spürte. Sie begannen, meine Muskeln zu massieren. Ich drehte mich um und sah Britta. Sie lächelte mich an. Ihr feuerrotes Haar fiel in Locken an ihrem durchscheinenden Baby Doll herab. Im schwachen Licht sah ich ihre Brüste, die harten, spitzen Brustwarzen. Ich spürte, wie meine Hose immer enger wurde. Mein Kopf fiel nach hinten und landete sanft auf ihrer weichen Brust. Ich sah sie an, sie sah mich an. Sie beugte sich herab, unsere Lippen berührten sich, und schon spielten unsere Zungen miteinander. Meine Hände griffen nach hinten und umfassten ihren festen Po. Ich drückte sie an mich. Ihre Hände glitten an meiner Brust hinab zu meinem Penis, den sie zärtlich massierte. Sie öffnete meine Hose, massierte mich weiter. Mit einem großen Schritt ihrer langen Beine setzte sie sich auf meinen Schoß. Meine Hände zogen ihre Höschen herunter und mein Penis drang tief in sie ein. Ein leises Stöhnen entfuhr ihr. Sie blickte mich an, ich stieß mein Becken vor, und sie drückte ihr Becken dagegen. Ich küsste ihre festen Brüste. Sie drückte meinen Kopf noch tiefer an sich, nahm ihn dann in beide Hände und schaute mir tief in die Augen. Ich versank in ihrem Blick. Sie küsste mich wild und rasend, und unsere Körper drückten sich im wilden Takt aneinander. Wir stöhnten und küssten uns, bis ich in ihr kam und gleichzeitig ein Zittern ihren Körper durchlief. Sie lehnte sich an mich, ich spürte ihren Atem auf meiner Haut. Sie glitt von mir herunter, nahm meine Hand, und ich folgte ihr.

Es war eine Nacht der Ekstase. Wir liebten uns noch mehrere Male und schliefen eng umschlungen ein. Endlich eine Nacht ohne Träume. Weder gute noch schlechte.

Ich erwachte in ihren Armen. Sie sah mich an und lächelte. Ich lächelte zurück. Dieser Moment der Geborgenheit war so schön, so entspannend, so anders als mit den anderen Frauen, die ich bisher hatte. Anders auch als mit Kathrin. Nein, sie sollte diesen Augenblick nicht verderben. Ich sperrte sie aus meinen Gedanken aus und versank noch einmal im Hier und Jetzt. In dieser wundervollen Frau. Sie küsste mich, ich küsste sie. Wir liebten uns erneut, und ich fühlte mich gleichzeitig frei und doch verbunden.

Plötzlich vibrierte mein Handy. Scheiße! Aber ich nahm ab. Es war Boris. Er hatte mit seinem Vater über die Lieferung der MP40 gesprochen. Der Name des Verkäufers war gefallen: Max Pflüger.

Den kannte ich, aber nur flüchtig. Er war ein paar Jahre älter und gehörte zu dem Neonazipack um die Krämer-Brüder. Ich glaubte sogar, er hätte die beiden immer am Wochenende zur Wehrsportgruppe gefahren. Uns wollte er auch mal mitnehmen, aber das war nichts für uns gewesen.

Ich stand schnell auf, küsste Britta. Sie lächelte wieder. „Es war schön mit dir!“

„Oh ja, das finde ich auch. Wenn du magst, können wir das gerne wiederholen.“

Sie kicherte und nickte. Mann, war die süß. Alex würde mich dafür hassen, Marlies wahrscheinlich auch. Fox würde mir auf die Schulter klopfen, und Kathrin würde wohl ausrasten. Wahrscheinlich Brigitte auch. Ich habe einfach ein Händchen dafür, mir Ärger einzuhandeln!

Beim Frühstück traf ich Fox. Er grinste verschmitzt und klopfte mir auf die Schulter. Ja, er wusste es. Und ja, er fand es gut. Ich erzählte ihm von Max Pflüger. Er wohnte im Nachbarort, und ich hatte die Adresse. Fox nickte, und wir machten uns auf den Weg. Diesmal nahm auch ich eine Schusswaffe mit.

Vor dem Haus von Max Pflüger erwartete uns eine Überraschung. In einem dunklen BMW saßen Alex und Brigitte. Wir überraschten sie, als wir hinten einstiegen und ihnen unsere Waffen vor die Nasen hielten.

„Mann, ihr zwei Arschlöcher! Ihr habt uns erschreckt!“, rief Alex.

Wir lachten wie Kinder, die einen guten Streich gespielt hatten. Brigitte war sichtlich sauer. Alex lachte am Ende mit und war ganz hin und weg von der alten Mauser. Dann fragte er uns, wie wir auf Max gekommen waren. Ich erzählte es ihm. Im Gegenzug teilte er uns mit, dass ihr Tipp die Zigaretten gewesen waren. Er sei gestern beim Tabakhändler gewesen und hätte die typischen Zigaretten gekauft. Ihr Überwachungsteam hatte ihn bis hierher verfolgt.

Insgeheim freute ich mich, dass beide Spuren, die ich aufgetan hatte, uns hierhergebracht hatten. Gleichzeitig ärgerte ich mich, dass Alex und Brigitte uns nicht eingeweiht hatten. Ich fragte mich langsam, ob ich ihnen wirklich vertrauen konnte. Am Ende war es mir egal. Sie saßen mit uns im selben Boot. Und wir mussten diese verdammten Hexen dingfest machen, oder etwas Schreckliches würde über uns hereinbrechen.

Alex sah mich eigenartig an. Er blickte zu Fox. Dieser zwinkerte und verdrehte die Augen. Alex stöhnte auf, griff sich an die Schläfen und massierte sie.

„Was ist?“, fragte Brigitte. Er schüttelte den Kopf. „Was?“, fragte sie mit Nachdruck.

„Willst du nicht wissen.“

Fox lachte. Ich boxte ihn kräftig gegen die Schulter.

„Was will ich nicht wissen?“

„Nichts.“

„Hier läuft doch etwas. Was ist los?“

„Na gut“, sagte Alex und sah mich an. „Es wird dir nicht gefallen! Aber ich glaube, Mike hatte Sex mit deiner Schwester.“

Stille.

„Waaassss?“

„Was hast du nicht verstanden? Mike hat mit deiner Schwester geschlafen.“

Ihr Blick ruckte zu mir. Er war nicht nur kalt. Wenn sie gekonnt hätte, wäre ich wohl schon tot. Sie öffnete den Mund und schloss ihn sofort wieder. Dann schüttelte sie den Kopf. Wieder sah sie mich an. Ich zuckte mit den Achseln und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.

„Du blöder Wichser“, schrie sie.

„Hey, mach mal halblang. Deine Schwester ist erwachsen, ich bin erwachsen. Was soll’s. Es war schön. Wir hatten Spaß. Wir werden das wiederholen. Ende.“

„Mit meiner Schwester! Vögeln! Du hast sie doch nicht alle!“

„Ach, hör doch auf. Als ob du so ein braves Mädchen wärst.“

„Was soll das heißen?“

„Du vögelst deinen Mitarbeiter!“

„Was?“

„Alex!“

„Woher weißt du das?“

„Sieht doch jeder.“

„Genau“, pflichtete Fox mir bei, schwieg aber sofort wieder, als Brigittes vernichtender Blick ihn traf.

„Können wir wieder zur aktuellen Situation zurückkehren?“, versuchte Alex, die Wogen zu glätten. Aber Brigittes Blick ließ auch ihn verstummen.

Dennoch besann sich Brigitte und nickte. Da Max‘ Wagen in der Einfahrt stand, gingen wir davon aus, dass er zu Hause war. Die Frage war jetzt, wie wir vorgehen sollten: ihn schnappen oder verfolgen, wohin er die Zigaretten bringen wollte.

Am Ende entschieden wir uns für die Verfolgung. Wenn wir ihn verhaften würden, gäbe es die Gefahr eines Schusswechsels mit Todesfolge, und dann hätten wir nichts. Wenn er verhört würde und mauern würde, hätten wir auch nichts. Zudem würde ein Ausbleiben am Zielort die anderen alarmieren.

Bei der Verfolgung bestand das Risiko, dass er uns entdecken würde. Dann würde er fliehen und die anderen warnen. Aber mit zwei Autos standen unsere Chancen gar nicht so schlecht.

Also trotteten Fox und ich zu unserem Wagen zurück und die Warterei begann. Zum Glück dauerte es nicht lange. Max startete seinen Wagen und fuhr los. Die Verfolgung war einfach. Wir hielten über Handy Kontakt und wechselten uns in der Verfolgung ab. Erst als Max in ein Waldgebiet abbog und auf Forststraßen fuhr, fielen wir zurück.

Gut, dass Brigitte und Alex einen GPS-Sender am Wagen befestigt hatten. So konnten wir ihn bis zu seinem Zielort verfolgen. Am Ende stand er mitten im Wald. Die Karte zeigte dort nur Wald. Nichts weiter. Wir überwachten den Wagen noch zwei Stunden, aber er blieb im Nirgendwo stehen.

Am Ende entschieden wir, uns dem Wagen langsam zu nähern. Fox und ich würden uns als Scouts zu Fuß nähern und nachsehen, was dort los war.

Am Ende unserer kleinen Scout-Tour standen wir neben Max‘ Wagen. Nur ohne Max. Er war in ein zweites Auto umgestiegen und weitergefahren. So eine Kacke. Wir waren keinen Schritt weitergekommen. Ziemlich niedergeschlagen machten wir uns auf den Rückweg. Der GPS-Sender blieb am Wagen. Wenn Max ihn wieder nutzen würde, würden wir ihn uns schnappen und zur Rede stellen.

Fortsetzung folgt
Die Moon-Chroniken
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