Nachdem mein Bericht über meinen Corona-Infektion sehr unterschiedliche Reaktionen ausgelöst hatte, habe ich lange überlegt, ob ich diesen Artikel im Blog belasse. Noch mehr habe ich darüber nachgedacht, ob ich den Artikel über die Folgen meiner Infektion überhaupt veröffentlichen soll. Aber ich leide unter dem Post-Covid Syndrom und es leiden immer mehr Menschen darunter, daher ist es an der Zeit darüber zu berichten!
Was war ich froh, dass die Quarantäne endlich vorbei war. Ich hatte die Infektion hinter mir und mein Körper und mein Geist wollten einfach nur nach draußen. Die Phase der Bettlägerigkeit war endlich zu Ende und ich hatte den unbändigen Drang, mich zu bewegen.
Natürlich habe ich diesem Drang nachgegeben und anfangs mit leichten Belastungen lief das alles auch gut. Und nach der altbewährten Trainingsmethode, wenn man einen Erfolg hatte, wieder eine Schippe oben drauf zu legen, um eine Steigerung zu erzielen, kam irgendwann der Punkt, der einen von den Beinen holt!
Bergauf mit leichten Gepäck auf dem Rücken kam plötzlich die Atemnot. Druck in der Brust. Es ging nichts mehr und die Tour wurde abgebrochen. Auch merkte ich schnell, dass man meine Konzentrationsfähigkeit deutlich herabgesetzt war. Ein Wenig am Rechner gesessen und starker Kopfschmerz kam.
Ich kehrte erst zwei Wochen nach überstandener Infektion wieder an den Arbeitsplatz zurück. Nach Rücksprache mit dem Chef reduzierte ich freiwillig auf vier Stunden Arbeitszeit und selbst die wurden zur Qual. Ich musste nur eine Woche durchhalten, dann kamen drei Wochen Urlaub. Diese eine Woche war hart und persönlich empfand ich den halben Tag als schon zu viel.
Im Urlaub habe ich dann erstmal langsam gemacht. Nachdem eine Woche recht gut verlief, habe ich mich ein Wenig gesteigert. Prompt kam die Quittung. Wieder ein Anstieg, einen, den ich in den letzten Wochen ohne Probleme geschafft habe. Plötzlich schießt der Puls hoch auf 180 BPM. Sofort angehalten und Pause gemacht. Als sich der Puls beruhigt hatte, weiter gelaufen und wieder ging der Puls hoch.
Die Tour brach ich sofort ab und kam mit letzter Reserve nach Hause. Ich fiel förmlich ins Bett. Dort blieb ich mehrere Tag. Dann ging es zum Arzt und wieder wurde ich krank geschrieben. Diagnose post-virale Fatigue. Ein Erschöpfungssyndrom nach überstandener Virusinfektion. Es ist eins der Symptome, die man aktuell unter Post-Covid zusammenfasst.
Ein wenig bekanntes Krankheitsbild, was in letzter Zeit immer mehr Menschen nach einer Corona-Infektion trifft. Der Körper und der Geist des Menschen ist nicht mehr so belastbar, wie vor der Infektion. Ich denke, dass ich derzeit am Tag nur 25 % meiner Energie zur Verfügung habe. Diese muss ich mir am Tag einteilen, um nicht wieder total zusammenzubrechen. Selbst das Schreiben dieses Textes musste ich mehrmals unterbrechen, da der Kopfschmerz überhand nahm.
Wie sieht denn nun die Prognose aus? Nicht so toll, würde ich persönlich sagen. Es gibt wenig Spezialisten im Bereich der Fatigue. Systematische Untersuchungen fangen eigentlich jetzt gerade erst an, da die Menschen, die nach einer Corona-Infektion, darunter leiden, immer mehr werden.
Eine einheitliche Therapie ist nicht vorhanden. Oftmals werden nur einzelne Symptome behandelt. Für mich ist Pacing angesagt. Ich muss lernen, langsamer und weniger zu machen. Darauf achten, dass mein Puls 120 BPM nicht lange übersteigt. Es gibt zwei große Hoffnungen: ich und mein Körper schaffen es selber aus der Fatigue oder die Impfung, die sechs Monate nach der Infektion erfolgen soll, kann die Symptome ausschalten.
Viele Spezialisten gehen davon aus, dass Post-Covid und Fatigue mit einer erhöhten Immunantwort des Körpers auf eine Infektion mit dem dem Corona-Virus zusammenhängt. Nach überstandener Infektion ist das Immunsystem immer noch im Alarmzustand.
Das heißt derzeit für mich warten und mich nicht überlasten. Für jemanden, der immer einen sehr aktiven Lebensstil hatte und viel Sport getrieben hat, ist das durchaus ein schwieriges Unterfangen. Aber ich bleibe am Ball. Auch wenn nur Wenig geht, das will ich aber versuchen. Sich dem Jammertal ergeben, ist für mich keine Option. Lieber langsam und stetig was machen, als gar nichts!