Ein 24 Jahre alter Solo-Bergsteiger auf der Suche nach seinem Platz im und dem Sinn des eigenen Lebens. So lässt sich in einem Satz das Buch von Jost Kobusch beschreiben.
Das klingt ein wenig philosophisch, und ist es auch und dann doch wieder nicht. Denn das Buch ist überaus spannend und flüssig zu lesen. Dabei ist es sehr persönlich, tiefschürfend und dann wieder verworren, da der Autor nicht linear seinen eigenen Weg zum Bergsteiger aufzeigt. Er springt durch sein Leben, mal vor und dann wieder zurück, um dann wieder vor zu preschen.
Da muss der Leser schon ganz schön aufpassen, um die unterschiedlichen Berge und Länder, die Jost Kobusch beschreibt, nicht durcheinander zu bringen.
Der Dreh- und Angelpunkt ist sicherlich der Lawinenabgang am Mount Everest, den der Autor nur knapp überlebt. Diesen filmt er auf dem Handy und lädt ihn bei Youtube hoch. Dieser kurze Film macht ihn über Nacht berühmt.
Auf der einen Seite zieht es den Autor alleine und ohne Unterstützung in die Berge und auf der anderen Seite will er seine Eltern nicht enttäuschen. Soll er ein Studium wagen und später einen guten Job haben oder will er das Abenteuer und ein Leben, das sicherlich nicht jeden Monat Betrag X auf das Konto spült.
Und doch buhlt er um Anerkennung. Er will, dass seine Eltern auf ihn Stolz sind. Auch die Anerkennung von anderen ist ihm enorm wichtig. Immer wieder thematisiert er diese Anerkennungssucht und gleichzeitig will er sich finden, sich selber beweisen, dass er das erreichen kann, was er sich in den Kopf gesetzt hat.
Dieser Entwicklungs- und Entscheidungsprozess zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Die eigenen Gedankengänge und Überlegungen des Autors kommen im Buch sehr gut rüber und es macht Spaß zu lesen, wie ein Junge irgendwie zum Mann wird, indem er für das zu hundert Prozent einsteht, was er sein will.
Das ist ganz großes Kino und da muss ich, der knapp 20 Jahre älter ist, den Hut ziehen. So viel Mut, den eigenen Entwicklungsprozess so persönlich in einem Buch zu beschreiben und dann zu veröffentlichen, hätte ich in dem Alter wohl nicht gehabt.
Und doch erkenne ich in ihm eine verwandte Seele, auch wenn ich kein Bergsteiger bin. Meine Solotouren sind sicherlich nicht so spektakulär und doch kann ich seine Beweggründe, eine Tour alleine zu schaffen oder auch eben nicht zu schaffen und zu scheitern, sehr gut verstehen.