Es ist immer schwer ein Buch im Eigenverlag zu bewerten. Vor allem der Unterschied zu einem Buch aus einem renommierten Verlag wird qualitativ immer sehr groß sein.
Die Aufmachung ist besser. Die Bilder sind besser. Die Grafiken auch. Und meist ist das Lektorat besser. Aber eben nicht immer.
Sucht man ein Buch über das Spurenlesen im Wald, findet man nicht ganz so viele deutsche Bücher. Der englischsprachige Buchmarkt hat dort deutlich mehr zu bieten.
„Wie lerne ich Spurenlesen?“ behauptet sich schon seit gut zehn Jahren auf dem Buchmarkt und so landete es schließlich auch auf meinem Büchertisch. Ein wenig überrascht war ich schon, wie dünn dieses Buch ist. Knapp 115 Seiten. Wobei der eigentliche Text schon bei Seite 79 beendet ist und die Anhänge beginnen.
Der Text liest sich recht flüssig, geht inhaltlich aber schon viel zu schnell ans Eingemachte. Ein Anfänger, der mit diesem Buch die Grundlagen der Fährtensuche lernen will, ist schnell überfordert. Bei Seite dreizehn sind wir schon bei den Gangarten und bestimmen eine Seite später schon das Geschlecht des Tieres anhand der Spuren.
Eine erste Übung findet man dann erst auf Seite sechszehn, die noch nicht wirklich was mit Spuren auf sich hat. Da muss man erst bis Seite 24 weiterlesen. Hier soll man seine erste Spur draußen finden. Inhaltlich ist das Buch aber schon sehr viel weiter.
Somit holt der Autor seinen Leser nicht da ab, wo dieser steht und zeigt ihm, wie es geht, sondern erschlägt ihn förmlich mit komprimierten Fachwissen. Da kommt keine Freude auf, rauszugehen und nach Spuren von Tieren zu suchen. Den Faden als Anfänger hat man eigentlich schon vor der ersten Übungsaufgabe verloren.
Ein weiterer negativer Punkt sind die Grafiken und Bilder. Sie sind qualitativ nicht optimal. Ja, die Grafiken sind selbst gestrickt. Das Buch ist schließlich aus dem Eigenverlag. Das muss man dem Autor auch zugute halten. Aber oftmals sind es nur verpixelte Linien, deren Sinn nur schwer zu deuten ist. Mit Erklärungen zu den Grafiken hält sich der Autor auch zurück.
Die Bilder sind einfach zu klein und oftmals zu dunkel. Gerade die Bilder von Trittsiegeln oder Spuren sind nicht immer klar erkennbar. Dass es schwer sein wird in freier Natur ein klares Bild einer Spur zu finden, ist klar.
Aber der Autor hat hier ein Lehrbuch gemacht. Da muss die Qualität der Bilder auch zum Anspruch passen. Das ist hier einfach nicht der Fall. Zumal die Bilder oft viel zu klein abgedruckt, um irgendeinen Lehrwert zu haben.
Ich geben dem Autor Recht mit seinem Zitat: „Spurenlesen lernt man nur durch Spurenlesen“. Praxis ist das A und O. Und die erlangt man nur, wenn man raus geht und versucht, Spuren zu finden und ihnen zu folgen. Dennoch braucht es ein wenig Anleitung und Theorie. Das schafft der Autor mit seinem Buch aber nicht immer.
Dem Anfänger kann ich nur abraten, mit diesem Buch das Spurenlesen erlernen zu wollen. Aufgrund des sehr komprimierten Wissen und den wenigen Übungen wird dort sehr schnell Frust aufkommen.
Der fortgeschrittene Outdoorer und Survivalist wird sicherlich einige nützliche Informationen herausziehen können. Bei dem Preis muss man sich aber überlegen, ob es das Wert. So Übungen, wie beispielsweise der Weitwinkelblick, finde ich da sehr nützlich, aber den habe ich schon bei vielen anderen Bushcraftern kennen gelernt.