Der Wanderweg „Rund um Wuppertal“ führt über 103 Kilometer rund um die Stadt mit der Schwebebahn. Kurz entschlossen und ohne viel Vorbereitung sind Sebastian von Lynx-Trail und ich am letzten Wochenende einfach mal gestartet und haben gut die Hälfte in 24 Stunden geschafft.
Freitagabends ging es los. Trotz Temperaturen rund um den Gefrierpunkt wollte wir nicht wirklich viel mitnehmen und so wog unser Gepäck jeweils um die zwölf Kilogramm. Da ist nicht viel Platz für ein aufwendiges Schlafsystem. Bei mir kam der Snugpak Bivvi Bag als Biwaksack zum Einsatz. Zur Bodenisolation gab es eine aufblasbare Isomatte von Exped, darauf dann der Yeti Daunenschlafsack. Falls es regnen würde, hätte ich ein Schrägdach aus meinem Exped Bivi Poncho Extrem gebaut.
Dann noch Wasser, Verpflegung, ein paar Kleinigkeiten, eine zweite äußere Wärmeschicht und mein Osprey Hikelite 32 war am Limit. Trotzdem bewährte er sich als wahrer Packesel, der sich sehr angenehm tragen ließ.
Mit dem Auto ging ins Grenzgebiet von Wuppertal und Gruiten. Der Wanderparkplatz an der Haltestelle Neuamerika auf der Osterholzer Straße war das Ziel und unser Startpunkt, da hier genau der Wanderweg mit dem W im Kreis entlang lief.
Von dort ging es dann in den Wald. Anfangs nutzten wir noch die Stirnlampen, aber aufgrund der Stadtnähe und des Vollmondes war es ausreichend hell, um den Weg auch ohne zu erkennen. Ab und zu musste das Wanderzeichen mit dem Licht gesucht werden. Aber meist half uns meine Garmin Instinct, die mit der Garmin Explore-App auf meinem Smartphone verbunden war, uns richtig zu orientieren. Einen GPS-Track hatte ich im Vorfeld schon in die App aufgespielt.
Vorbei ging es am Knast Simonshöfchen und dann mussten wir einmal durch Vohwinkel durch, um im Grenzgebiet zu Solingen wieder in den Wald zu kommen. Nach einem rutschigen Abstieg kamen wir in der Rutenbeck an der Kinder- und Jugendfarm vorbei und quälten uns den Berg zur Kaisereiche hinauf. Dort gab es erstmal Kaffee und wir mussten die verschwitzten Klamotten auslüften.
Dabei kam der Anorak BE-X Forest Walker von Begadi leider an seine Grenzen. Zwar besitzt er eine Membran, die Körperdämpfe nach draußen ableiten soll, doch kam diese mit meinem Körperklima nicht klar und ich schwitze förmlich im eigenen Saft. Daher wechselte ich dann doch auf meinen geliebten Roughstuff Haudegen. Der Loden Anorak begleitet mich nun schon im vierten Jahr und ich möchte ihn auf keiner Tour mehr missen. Echt ein geiles Stück Stoff.
Weiter ging es dann ins Burgholz. Am Cremershammer vorbei und dann wieder steil den Berg hoch, fanden wir so gegen 23:00 Uhr endlich eine Schutzhütte, in der wir unser Lager aufschlugen. Knapp 21 km hatten wir bis hierhin geschafft.
Die Nacht erwies sich für mich dann nicht so toll. Knie und Oberschenkel schmerzten sichtlich, so dass ich nach drei langen Stunden endlich ein Schmerzmittel einwarf. Doch der Vollmond und der recht zugige Eingang ließen mich immer noch nicht in den Schlaf kommen. Auch war meine Scout-Aufmerksamkeit immer nach draußen gerichtet – die Gruppe schützen. Auch wenn es nur eine Kleine war!
Morgens erwartete uns dann diesiges Nebelwetter. Nach einem kurzen Frühstück mit Kaffee und Flüssignahrung, brauchte Sebastian dann doch sehr lange, bis er sein Equipment wieder im Rucksack hatte. So kamen wir dann erst gegen 9.00 Uhr los.
Der Weg führte uns in weite Schleifen rund um Cronenberg, die Kohlfurth, Sudberg bis nach Ronsdorf. Dabei kam die Sonnen raus und es wurde richtig warm. So warm das Lage um Lage von Kleidung vom Körper verschwand. Ich liebe das Zwiebelsystem! Inzwischen klappt das bei mir richtig gut.
Auch eine kleine Lost-Place-Ruine konnten wir besichtigen und es ging ins schöne Morsbachtal, was wirklich idyllisch in der Sonne glitzerte. Aber von der Kilometerleistung kamen wir nicht wirklich voran. Rauf und runter führte der Weg. Die Schleifen, die der Weg nahm, waren so weit und doch eng beieinander, dass wir auch mal eine Abkürzung einbauten.
Mein Oberschenkel machte derweil immer mehr zu. Ständige Schmerzen zehrten am meiner guten Stimmung im Sonnenschein. Auch machte mich der Ausblick auf die Route in der App echt mürbe, da ich sah, wie langsam wir waren und wie weit das Etappenziel trotzdem noch in weiter Ferne lag.
An einer Tankstelle in Remscheid gabe es dann eine Pause mit einem großen Kaffee und wir diskutierten unser Optionen. Am Ende wählten wir eine massive Abkürzung durch den Marscheider Wald runter nach Laaken. Der Abstieg im Dunkeln war dann doch sehr heikel, aber wir wollten endlich wieder ins Tal. Kurz vorher hatte ich für mich beschlossen, dass Knie und Oberschenkel einen zweiten Tag mit gut 40 Kilometern nicht mehr schaffen würden.
Daher ging es von Laaken nach Oberbarmen zur Schwebebahn, die uns wieder nach Vohwinkel brachte und zu unserem Auto. Der kleine Fußmarsch von drei Kilometern war für mich noch machbar.
Fazit
60 Kilometer in knapp 24 Stunden sind eine ordentliche Leistung, auch wenn man das Ziel nicht erreicht. So eine lange Strecke in einem kleinen Zeitfenster kann einen echt mürbe machen, vor allem wenn der Körper angeschlagen ist. Beim diesjährigen Mammutmarsch in Wuppertal habe ich eine ähnliche Erfahrung schon gemacht. Da war etwa bei der Hälfte für mich Schluss. So habe ich die Messleiste für meine körperliche Leidensfähigkeit noch ein wenig nach oben verschoben.
Ein weiteres Gutes hat der Abbruch auch: den Wuppertaler Norden schauen wir uns dann halt beim nächsten Mal an.