Der Fluch des Hexenjägers – Das Verhör

Fox und Mike wurden nach zwei tödlichen Konfrontationen in einer Nacht verhaftet und warten in ihrer Zelle darauf, wie es weiter geht. Das nächste Kapitel der Moon-Chroniken ist da!

Nach einer Nacht in der Zelle, die uns zumindest ein paar Stunden Schlaf geschenkt hatte, führte man uns, recht ausgeruht, in einen Verhörraum. Alex betrat den Raum nicht allein; eine Frau folgte ihm auf dem Fuße. „Das ist meine Chefin, Brigitte Schneider“, stellte er sie vor. Ohne Umschweife setzte sich die beiden uns gegenüber an den Tisch.

„Also, meine Herren. Was ist da gestern vorgefallen?“

Ihre Eröffnung war schroff, direkt auf den Punkt. Ich mag Frauen, die keine Zeit verlieren. Und diese hier sah verdammt gut aus. Schlank, im perfekt sitzenden Hosenanzug. Eine dunkle Ray-Ban verdeckte ihre Augen. Ihre roten Haare waren streng zu einem kurzen Pferdeschwanz gebändigt. Sie wirkte fit, sportlich, man sah ihr das Fitnessstudio an. Ich mochte sie auf Anhieb.

„Ähm, Brigitte“, schaltete sich Alex ein. „Die beiden haben Anrecht auf einen Rechtsbeistand.“

Sie funkelte ihn an. „Alex, was soll das? Spielen wir jetzt böser Cop und Pussy-Cop?“

Fox und ich grinsten uns an. Das würde interessant werden.

In diesem Moment flog die Tür auf und Gabriel stürmte herein. Er machte einen weitaus besseren Eindruck als noch in der letzten Nacht. Sein Anzug saß tadellos, und er strahlte die Macht seines Amtes als Anwalt aus jeder Pore aus. Vollkommen in seinem Element – so hatte ich ihn noch nie zuvor erlebt.

Brigitte Schneiders Miene verfinsterte sich, sie war sichtlich nicht erfreut über die Anwesenheit eines Anwalts. Die Blicke, die sie auf Alex warf, hätten ihn töten können.

„Danke, Alex, dass du mich zu dem Gespräch eingeladen hast“, sagte Gabriel mit einer Mischung aus Freundlichkeit und spitzer Ironie. Alex sank förmlich unter dem Blick seiner Chefin im Stuhl zusammen. „Ich bin Gabriel Wegner. Hallo, Frau Schneider. Ich bin der Rechtsbeistand meines Bruders und seines Freundes hier. Was wird den beiden denn zur Last gelegt?“

Langsam wandte Brigitte Schneider den Blick von Alex ab und meinem Bruder zu. Sie brauchte sichtlich einen Moment, um sich zu sammeln. Langsam atmete sie ein und aus, versuchte sich in dieser unangenehmen Pause zu entspannen, aber es gelang ihr nicht wirklich. Mann, was für eine Frau. Ich spürte ein unbändiges Feuer in ihr, eine Kraft, die auf dem Schlachtfeld unter Feinden wüten und eine blutige Ernte einfahren würde. Ich stellte sie mir als Schildmaid bei den Wikingern vor, in Lederrüstung, mit einem Schwert und langen, wallenden roten Haaren.

Als sich in meiner Hose etwas regte, versuchte ich das Bild schnell wieder loszuwerden. Was passierte hier gerade? Diese Frau zog mich in ihren Bann. Ich spürte ihre Macht. Was war das? Reiß dich zusammen, Mann!

„Sie waren an zwei Begebenheiten beteiligt, die jeweils zu Schießereien, Feuer, Explosionen und Toten geführt haben. Dazu hätten wir ein paar Fragen!“

„Das hört sich eher nach Zeugenaussagen an. Warum wurden beide gestern verhaftet?“ Gabriels Ton war ruhig, aber bestimmt.

„Es bestand Fluchtgefahr.“

„Frau Schneider, ich bitte Sie! Ein hochdekorierter amerikanischer Soldat, der hier stationiert ist, und ein hochdekorierter deutscher Soldat, der in einem Arbeitsverhältnis mit Graf von Trausnitz steht. Der zudem mehrmals die Polizei bei Suchaktionen unterstützt hat. Den die Zeitungen zum Helden gekürt haben, nachdem er kurz vor Weihnachten letzten Jahres einen Jungen vor dem eisigen Tod gerettet hat.“

Schweigen.

„Also gut, meine Mandanten verzichten darauf, rechtliche Schritte wegen der widerrechtlichen Verhaftung gegen Sie einzulegen, und wir hoffen, dass auch Sie uns nun entgegenkommen. Der Graf bietet Ihnen an, dass auch Herr John Silent Fox bei ihm unterkommt. Wir gehen jetzt dorthin, dann werden sich meine Mandanten frisch machen, und Sie besuchen uns heute Nachmittag. Dann geben wir Ihnen die unterschriebenen Zeugenaussagen mit.“

„Nein!“ Brigitte Schneiders Stimme knallte wie ein Peitschenhieb durch den Raum.

„Nein? Ich habe mir gerade angesehen, was Sie zu den beiden Vorgängen vorliegen haben. Das ist reichlich dünn. Ja, wir haben drei Tote. Zwei Personen, die zur Unkenntlichkeit verbrannten in Wuppertal, bei einem Brand, den die beiden wohl selbst gelegt haben. Einer wurde erschossen. Die Bleikugeln sind im Feuer leider geschmolzen, und der andere starb durch eine Stichverletzung. Meine beiden Mandanten wurden jedoch ohne jegliche Waffen aufgegriffen. Und ein Toter im Wagen von John Silent Fox, der definitiv von meinem Vater erschossen wurde und nicht von den beiden hier. Können wir jetzt gehen?“

„NEIN!!!“ Sie schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, die Ray-Ban rutschte ihr dabei leicht von der Nase.

Mein Bruder stand auf, nahm sein Smartphone und wählte eine Nummer. Leise sprach er kurz mit dem anderen Ende der Leitung, beendete das Gespräch und setzte sich wieder hin. Er lächelte Frau Schneider an.

Eine lange Pause entstand, in der sich die beiden mit ihren Blicken maßen. Dann flog die Tür erneut auf, und ein Mann in den Fünfzigern mit grauem Haar, ebenfalls in einem tadellosen Anzug, trat ein.

„Frau Schneider, die drei Herren dürfen gehen. Und Sie und Ihr Kollege kommen jetzt bitte mit mir mit!“

„Aber – Nein!“ Sie widersprach, aber die Überraschung stand ihr ins Gesicht geschrieben.

„Noch ein Wort von Ihnen und ich suspendiere Sie, weil Sie meine Anweisung missachten!“

Schweigen. Die Spannung im Raum war fast greifbar.

Innerhalb von weiteren fünf Minuten waren wir aus dem Gewahrsam entlassen und saßen im Auto meines Bruders. Freiheit.

Fortsetzung folgt…
Hat Dir die Geschichte gefallen?
Dann lass doch einen Daumen nach oben da! Das würde mich sehr freuen.
Aber auch, wenn er Dir nicht gefallen hat, kannst Du ihn mit einem Daumen nach unten bewerten. 
Toll wäre es, wenn Du mir ein Feedback gibst. Schreib mir einfach eine E-Mail an rb.bjoern.eickhoff@gmail.com