Vor ein paar Monaten sprach mich mein Arbeitskollege Alex an, ob ich nicht Lust hätte, mit ihm den Watzmann bis zum Watzmannhaus zu erwandern. Da ich das letzte Mal im Alter von zwölf Jahren dort zur Kur war, war ich Feuer und Flamme.

Der letzte Besuch in Berchtesgaden war nun über vierzig Jahre her und diese Kur mit einer Dauer von sechs Wochen war damals schon fast der Abnabelungsprozess für einen Zwölfjährigen von meinen Eltern. Danach machte ich immer öfter alleine Urlaub in den Schulferien und so sehe ich, auch als langsam älter werdender Mann, mit ein Wenig Nostalgie in die Vergangenheit. Auch ist in den letzten Jahrzehnten mein Wanderpotenzial immer mehr angestiegen und so war ich gespannt auf ein Wiedersehen mit den Alpen.
Darum überlegte ich nicht lange, als Alex mich gefragt hat und wir konnten uns ziemlich schnell auf das verlängerte Wochenende um den ersten Mai 2025 einigen. Das waren im Grunde genommen nur knapp drei Trage mit Hin- und Rückfahrt bei einer Strecke von 800 Kilometern. Würde uns das ausreichen oder würde uns das ganze Abenteuer überfordern?

Alex und ich hatten bisher einige kleinere Wanderungen hier in Wuppertal und Umgebung gemeistert. Aber so eine große Aufgabe hatte noch nicht vor uns gelegen. Was, wenn wir über mehrere Tage nicht harmonieren oder wenn eine Extremsituation zwischen uns eskalieren würde? Wie würde danach unsere weitere Zusammenarbeit aussehen?
Planung und Anreise
Trotzdem wagten wir es und kurz vor Weihnachten 2024 buchten wir eine kleine Ferienwohnung in Bad Reichenhall. Als nächste musste die Fahrt geplant werden. Es wollten ja nicht nur Alex und ich dorthin, auch mein Huskyrüde Loki sollte mit von der Partie sein. Daher und wegen des Fahrpreises viel am Ende die Deutsche Bahn flach und wir einigten uns auf die An- und Abreise per Auto.
Am Ende übernahm Alex die Fahrerei in seinem Skoda Yeti. Ich war mir nicht sicher gewesen, ob ich das packen würde. Autofahren war seit meiner Long-Covid-Erkrankung und auch schon vorher nicht meine Paradedisziplin.
Und so zogen wir am ersten Mai in aller Frühe und mit guten Wetteraussichten nach Bad Reichenhall. Die Hinfahrt verlief ohne besondere Probleme und so gegen 14 Uhr schlugen wir im Hotel Tivoli in Bad Reichenhall auf.

Loki wurde da vor allem von den Damen begrüßt. Mit seinen blauen Augen bezirzte er die holde Weiblichkeit auch in Bayer. In Wuppertal war er ja schon als absoluter Womanizer bekannt!
Die Ferienwohnung erwies sich als sehr gut. Ein Schlafzimmer, ein Wohnzimmer mit Schlafcouch und Balkon, Dusche/WC und kleiner Küche. Alles war topaktuell und sauber eingerichtet.
Nachdem wir uns schnell eingerichtet hatten, wurde schon die Wanderausrüstung gepackt und es ging auf eine kurze Wanderung zum Königssee. Alex ist schon Veteran in Berchtesgaden. Mit seiner Familie ist er regelmäßig dort und so konnte ich seinen Ortskenntnissen voll vertrauen.

Der Anreisetag war im Grunde ohne Programm. Für die nächsten zwei Tage waren Watzmann-Wanderung und Predigtstuhl mit Gondelfahrt hinauf und Wanderung hinab geplant. Am Sonntag sollte es in aller früh wieder zurück nach Wuppertal gehen, in der Hoffnung, nicht groß in den Rückreiseverkehr zu kommen.
Kleine Tour am Königssee
Die Tour am Königssee war extrem überlaufen. Hier war so ein richtiges Touri-Highlight. Loki machten die Menschenmassen nicht viel aus und Alex und ich waren nach der langen Fahrt sehr froh, uns die Beine zu vertreten.

Ein Wenig Panik kam bei Alex auf, als ich immer wieder den Hauptweg verließ und mich auf schmalere Pfade ins Abenteuer stürzte. Das war er so bisher nicht gewohnt. Für mich war das Standard, frei nach dem Zitat aus dem Film „Der Club der toten Dichter“: Ich ging den Weg, der weniger begangen war.
Dennoch erwies sich die Tour als nicht ganz so abenteuerlustig und am Ende hatten wir die normalen Standard-Aussichtspunkte am Königssee abgeklappert. So stürzten wir uns wieder ins Touri-Getümmel rund um zünftige Restaurants, Souvenier- und Mode-Läden. Schlussendlich gab es dort dann doch schon Riesenschnitzel und Pommes und eine Maß Bier zum Abendessen.

Den Rest des abends verbrachten wir dann gemütlich in der Unterkunft, spielten Siedler und nahmen noch das ein oder andere Bierchen zu uns. Nach der letzten Runde mit Loki ging es aber recht früh ins Bett.
Watzmann-Wanderung
Den Freitag starteten wir dann recht früh und wollten vor dem Ansturm auf die Parkplätze an der Wimbachbrücke ankommen. Dort gab es für uns schon den erst Rückschlag zu verdauen: Die Wimbachklamm war aufgrund von viel Schmelzwasser und abgebrochener Bäume durch die Schneelast im Winter gesperrt.

So gab es für uns nicht den Aufstieg über die Klamm, sondern wir querten den Wimbach und liefen die andere Uferseite den Watzmann hinauf. Und dieser zeigte sich als sehr steil und dementsprechend anstrengend war der Aufstieg. Dennoch belohnte er uns mit vielen schönen Ausblicken auf die Umgebung.

Der breite Wanderweg veränderte sich im Laufe des Aufstiegs zu einem schmalen Pfad, der im Zickzack den Berg hinauf führte. Um den Puls unten zu halten, waren für uns drei immer wieder Verschnaufpausen nötig. Die anfänglichen 22° Celsius sanken während des Aufstiegs dann noch auf gut 15°.

Nachdem Loki immer wieder Schneefelder fand, war er überglücklich. In seinem neuen Husky-Paradies war er oftmals so außer Rand und Band, das ich ihn kaum bändigen konnte. Das war für mich ein ordentliches Gefahrenpotenzial, da der Weg immer rutschiger und schwieriger zu gehen wurde, je näher wir dem Wartmannhaus kamen.

Auch hatte der Weg nun fast Klettersteigcharakter und dementsprechend vorsichtig und langsam machten wir uns an den Aufstieg. An einem großen Schneefeld war dann leider doch für mich und Loki Schluss.

Ich querte gerade das Schneefeld auf etwa drei Meter Höhe. Da meinte Loki mal eben einen großen Sprung nach links den Abhang runter ins Schneefeld zu machen. Da er ja an mir mit der Leine gesichtert war, holte er mich von den Beinen und wir schlitterten das Schneefeld hinunter.

Als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, traf ich eine Entscheidung. Für mich und Loki war hier Schluß. Alex hatte dafür vollstes Verständnis und wir verabredeten uns an einem Punkt weiter bergab, da Alex den weiteren Aufstieg wagen wollte.

So machte ich mich vorsichtig an den Abstieg, den ich an manchen Stellen nur krabbelnd vollbringen konnte, da Loki weiterhin schwer zu bändigen war. Hier war ich mal wieder froh über mein regelmäßiges Natural-Movement-Training.
Barfußwanderschuhe Weniger begeistert war ich aber über die Wahl meines Schuhwerks. Die robusten Wanderschuhe EXPEQ Bash von ZAQQ für einen Barfußgeher wie mich, erwiesen sich auf dieser schweren Wanderung als nicht in ihrem Element. Auf Schnee sind sie leider extrem rutschig. Was Loki und ich im weiteren Verlauf des Abstiegs auch zu spüren bekamen. Das Thema Barfußschuhe treibt mich ja schon ein paar Jahre um. Und aufgrund der großen Schwemme an verschiedensten Produkten und Herstellern wird es immer schwieriger geeignete Wanderschuhe für Vielgeher, Rucker und Hundehalter, wie mich zu finden. Auch ist die Qualität mancher Schuhe von namhaften Herstellern in den letzten Jahren immer mieser geworden. Im letzten Jahr zerfiel innerhalb von drei Monaten ein Zehen-Wanderschuh von Vibram Fivefingers regelrecht an meinem Fuß. Das gleiche Vorgängermodell hatte noch zwei Jahre lang gehalten. Alternativ hatte ich mir dann im November, auch für den Winter, einen Xeroshoes Xcursion Fusion gekauft, der im April schon erste Risse im Außengewebe zeigte und die Sohle schon so runter war, dass ich die eigentlich nur noch auf dem Hundeplatz trage, da die wasserdichte Membran noch hält. Der ZAQQ-Wanderschuh ist zwar noch weithin intakt. Aber das vollmundige Versprechen des Herstellers hat auch schon bei mir erste Federn lassen müssen. Für die nächste Schneesaison brauche ich auf jeden Fall eine Alternative. Wenn Du da eine Alternative für mich hast, schreib mir bitte kurz eine E-Mail!
Aber nun weiter zur Wanderung!
Ich war erste zehn Minuten den Berg runter, da rief mich Alex an (Übrigens sehr gute Netzabdeckung am Berg). Es war nur noch eine Kehre nach dem Schneefeld gewesen und dann lag unser Ziel schon vor ihm. Aber da auch das Watzmannhaus geschlossen war, hatte er sehr schnell den Rückweg angetreten.

An einer verfallenen Hütte überholte er mich dann kurze Zeit später. Hier trafen wir noch drei Wanderer mit Hund, die in der Hütte übernachtet hatten. Da wir sie nicht weiter stören wollten, machten wir uns an den weiteren Abstieg.
Da der Weg ja der Gleiche, wie beim Aufstieg war, waren wir natürlich schon recht flott. Einen Alternativweg, der uns in einen weiteren Bogen zum Ziel geführt hätte, ließen wir aber links liegen (naja er lag eigentlich rechts, aber das passt nicht mit der Redewendung). Wir waren beide schon recht platt und wollten eigentlich nur noch zum Auto und der Magen knurrte auch schon.

Insgesamt waren wir beide froh, die Tour geschafft zu haben. Das vorgenommene Ziel hatten Loki und ich natürlich gerissen. Aber hier waren eher schneeverrückter Hund und rutschige Schuhsohlen der ausschlaggebende Punkt und nicht fehlende Kondition. Dementsprechend zählt für mich die Tour als Long-Covid-Patient auch als gemeistert.
Dennoch müssen wir beide sagen, dass wie den Watzmann unterschätzt haben. Er hat uns beiden ordentlich was abverlangt. Auch Loki war ordentlich geschafft. Für uns war aber auch klar, dass sich die Tour am Predigtstuhl für morgen erledigt hatte und wir uns eine etwas leichtere Alternative suchen müssten.
Wir fuhren dann noch Berchtesgaden und kehrten dort zum Essen ein. Abends gab es dann wieder Siedler und ein neues Bier für mich „Alpenstoff“. Sehr lecker. Habe übrigens einen Kasten mal mit nach Wuppertal genommen. Vielleicht bekomme ich das Bier ja auch dort.
Zauberwald und Hintersee
Am nächsten Tag machten wir uns auch wieder recht früh auf und fuhren zum Hintersee. Von dort ging es die Ramsauer Ache entlang, die wildromantisch durch eine kleine Klamm floss. Da ich den Vergleich zu Wimbachklamm nicht ziehen kann, gibt es hier keinen Vergleich. Aber Loki und ich fanden sie ganz toll.

Wir kletterten oft zum Ufer und machten wirklich schöne Fotos.
Voigtländer 18mm F2.8 Ich hatte vor Antritt der Fahrt lange überlegt, wie mein Fotoequipment aussehen soll. Klar war die Kamera. Die kleine Fujifilm X-M5 sollte auf jeden Fall die Fotos übernehmen, da ich mit Ihren Schwarz-weiß-Filtern im Gebirge experimentieren wollte. Für die Kamera habe ich inzwischen vier Objektive und die Auswahl viel mir nicht leicht. Ich entschied mich für meinen neusten Objektivzuwachs: Voigtländer 18mm F2.8 Das manuelle Objektiv erwies sich mit seinem großen Weitwinkel als ideal für Landschaften und Wasser. Meist ließ ich die Blende auf 8 und stellte den Fokus auf zwei Meter. So hatte ich von etwas unter einem Meter bis unendlich alles scharf. Der Objektivdeckel, der bei Voigländer zum Schrauben ist, erwies sich als sehr fummelig. Ich ließ ihn während den Touren oft weg, da die Linse von der metallenen, flachen Sonnenblende ja weiterhin geschützt wurde. Insgesamt hat das Objektiv einen tollen Job gemacht. Wenn ich wirklich mehr Weitwinkel wollte, nutzte ich oft die Panorama-Funktion an meinem Nothing Phone 2. Auf jeden Fall ist die Retro-Handhabung an der X-M5 wirklich toll. Hier fehlt mir aber dann doch der optische Sucher. Das würde den Retro-Look und das Retrogefühl noch fördern. Aber insgesamt habe ich sehr gute Schwarz-weiß-Fotos geschossen Gopro 11 Übrigens nutzte ich für die Videos in der Klamm überwiegend mein Nothing Phone 2. Die Gopro 11 war zwar auch dabei, aber war sie irgendwie in den Tiefen meines Rucksacks verschwunden. Jetzt im Nachhinein, kommt mir der Gedanke, dass ich mit ihr in der Klamm hätte näher ans und ins Wasser hätte gehen können. Ach hinterher ist man immer klüger!
Nach der Klamm ging die Wanderung dann in den Zauberwald über und kurz darauf erreichten wir den Hintersee. Dort gab es noch sehr schöne Blicke über den den See.
Stadtbummel Bad Reichenhall
Am Nachmittag war für Alex Bundesliga-Fußball angesagt und so machten wir uns auf nach Bad Reichenhall und erkundeten ein Wenig die City. Schnell wurden wir auf ein Lokal aufmerksam, das Fußball übertragen würde.
Auch ich fand noch einen österreichischen Singel Malt Whisky. Nach der tollen Beratung im Wieser-Laden entschied ich mich für einen „Wuahouua Double Malt WIESky – Smoke on The Water.

Danach machte ich mich mit Loki auf und erkundetet weiter die Umgebung von Bad Reichenhall. Zur zweiten Halbzeit gesellte ich mich zu Alex und wir genehmigten uns dort ein frühes Abendessen.
Dabei entschieden wir uns, die Abreise etwas vorzulegen und schon in der Nacht die Rückfahrt zu starten, um dem Rückreiseverkehr am Sonntag aus dem Wege zu gehen und so den Tag noch zur Erholung zu haben. Alex musste schließlich am Montagwieder arbeiten und ich wollte in meinem anschließenden Urlaub endlich den Bergischen Weg zu Ende bringen.
Fazit
1.800 Kilometer mal eben an einem verlängerten Wochenende hinter sich zu bringen, ist schon ein Wenig Overkill. Dennoch bin ich froh den Trip gemacht zu haben. Einerseits habe ich nach 41 Jahren endlich mal wieder die Alpen besucht und ich habe mir vorgenommen, für den nächsten Besuch nicht so lange zu warten. Andrerseits konnte ich meine körperliche Grenze nach Long Covid wieder weiter nach oben setzten. Inzwischen ist meine Belastbarkeit deutlich weiter angestiegen. Mal sehen, wie weit ich sie noch steigern kann.

Aber mir ist auch bewusst geworden, dass das Wandern mit einem Husky hin und wieder für Überraschungen gut ist, die man gar nicht so auf den Schirm hat. Schnee kennt Loki auch vom Winter in Wuppertal. Klar hat er sich im Januar über viel Schnee gefreut und hat das ausgelassen tobend gefeiert. Aber irgendwann hatte er sich dann doch beruhigt. Aber dann nach dem warmen bis heißen April, im Mai nochmal Schnee zu finden, war für ihn so ein unbändiges Highlight. Für mich wurde aber klar, daß der Sturz im Schneefeld auch hätte übel ausgehen können.
Dementsprechend werde ich bei meinen Bergwanderungen mit Loki Schnee vermeiden müssen. Aber da in diesem Frühjahr und Sommer nur die Mittelgebirge geplant sind, wird das wohl nicht noch einmal so gefährlich. Aber das Erlebnis bleibt im Hinterkopf und wird bei der zukünftigen Tourenplanung berücksichtigt werden müssen.
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