Auf der Insel La Gomera gibt es enorme Gegensätze. Im Valle Gran Rey ist es meist heiß und trocken. In einer Höhe von etwa 1000 Metern bietet sich ein anderes Bild. Ein feuchter Regenwald dient als Wasserquelle für die Insel. Die Lorbeerbäume „melken“ die Wolken. Daher nennt man ihn auch den Nebelwald.
Einen Tag habe ich Pause gemacht. Nur im Bett und Lesen. Die Akkus waren einfach leer. Die letzte, der drei Touren hat mir einfach den Rest gegeben und so habe ich meinem Körper einfach mal Erholung gegönnt.
Mit neuer Energie geht es dann endlich am nächsten Morgen los. Ohne Frühstück natürlich; Ich will ja den Acht-Uhr-Bus nach Arure erwischen. Der Blick von der Haltestelle rauf in die Berge lässt nichts Gutes hoffen. Dicke Wolken und Wind lassen sich erahnen. Ein leichte Regen kommt auch tatsächlich unten im Tal an.
Der Bus ist pünktlich und bringt mich für zwei Euro in fünfunddreißig Minuten den Berg hoch. Vor drei Tagen habe ich mich einen halben Tag hier rauf gekämpft!
Ich steige in Arure aus dem Bus und würde am liebsten wieder zurück fahren. Nebel, Sprühregen und starker Wind erwarten mich. Ich selber trage nur Shorts, T-Shirt und eine leichte Softshell.
Aber ich bin nun mal hier. Also starte ich direkt in die Tour und komme doch keinen Kilometer weit. Die Felsen sind dermaßen rutschig und der Wind einfach zu heftig. Er holt mich ein ums andere Mal einfach von den Füßen. Das ist mir zu kriminell. Erst einmal zurück zur Haltestelle und raus aus dem Regen. Der Bus ins Tal kommt eh erst in ein paar Stunden.
Dort treffe ich ein ganz eigenartiges Pärchen. Mutter (etwa achtzig) und Sohn (Mitte fünfzig) machen zusammen Urlaub. Sie wohnen auch im gleichen Hotel wie ich. Beide kommen aus Halle. Die sind mir mit ihrem Gelaber sowas von auf den Sack gegangen, dass ich nach einer halben Stunde wieder raus in den Regen bin.
Diesmal nehme ich die Strecken an der Straße entlang, die eigentlich der Rückweg gewesen wäre. Der Regen ist fies. Ich werde nass – richtig nass. Aber ich will jetzt nicht zurück. Die zwei an der Haltestelle ertrage ich nicht einfach nicht mehr.
Und so kämpfe ich mich weiter und erreiche endlich den Einstieg in den Regenwald. Sobald ich im Lorbeerwald bin, ist der Wind kein Thema mehr. Der Regen ist zwar noch existent, aber stört nicht weiter. Kühl ist es weiterhin und die Softshell habe ich auf der gesamten Tour nicht abgelegt.
Der Regenwald macht seinem aAme alle Ehre. Er wird auch Nebelwald genannt. Wie passend heute.
Die moosbehangenen Bäume sind bizarr und unheimlich. Der Nebel tut sein übriges. Es gibt Momente, da kann ich keine zwanzig Meter weit sehen. Selbst eine grasende Kuh wird da zum unheimlichen Monster.
Auf schmalen Pfaden geht es aber dann richtig in den Urwald und macht mir wirklich richtig Spaß. Ich bin doch eher ein Waldläufer und kein Bergsteiger.
Dennoch muss man höllisch aufpassen. Der Regen hat den Boden schön rutschig gemacht. Auch hier laufen die Wege mal steil bergauf oder bergab. Obwohl im Vergleich zu den vergangenen Touren ist das wirklich moderat.
Insgesamt kombiniere ich drei Touren aus dem Rother Wanderführer: Die Touren 24, 25 und 26. Von Arure laufe Tour 26 bis zum Parkplatz auf der Landstraße GM-2. Dort wechsel ich auf Tour 25 bis zum nächsten Parkplatz und laufe dann Tour 24. Doch die kürze ich ab, der Weg nach Las Hayas ist mir dann doch zu weit.
Als ich wieder zurück am Parplatz bin, ist es fast schon Zeit für den Bus. Die Haltestelle treffe ich nach knapp 50 Metern. Und tatsächlich kommt der Mittagsbus pünktlich und bringt mich schnell wieder runter ins Tal.
Dort erwartet mich knalliger Sonnenschein und enorme Hitze. Der totale Gegensatz zu dem Wetter auf der Höhe im Regenwald.