Extrema Ratio ist ein Begriff, wenn es um praxisorientierte Einsatzmesser geht. Auch im Bereich der Tauchermesser haben sie einen Kandidaten im Rennen. Das Extrema Ratio Ultramarine N.E.D.U. habe ich mir in einem Test mal näher angesehen.
Die meisten Tauchermesser sind nur eines – Tauchermesser. Diese Aufgabe erfüllen sie zumeist zufriedenstellend und bringen noch eine brauchbare Unterschenkelscheide mit, die sich einigermaßen vernünftig und angenehm tragen läßt. Mehr wollen diese Messer gar nicht sein und dementsprechend sind sie konzipiert. Taue, Seile und Gurte kappen und das möglichst einfach mit beiden Seiten der Klinge, das ist in der Regel ihr Job.
Extrema Ratio ist bekannt dafür, dass sie sich Gedanken um den Gebrauchswert ihrer Messer machen und so für einen bestimmten Anwendungsbereich ein Optimum herausholen. Wenn sie sich also um ein Tauchermesser kümmern, sollte auch ein vernünftiges Klingenkonzept herauskommen. Aber Extrema Ratio geht noch weiter und entwickelt ein Messer, das für fünf verschiedene Szenarien zu gebrauchen ist. Ihr Ultramarine soll sich um folgende Einsatzspektren kümmern:
Feldoperationen
Unterwasser Operationen
Rettungs-Tool
Survival
Kampf
Vier Jahre Entwicklung stecken in diesem Messer! Extrema Ratio arbeitete dabei mit Tauchern der italienischen Eliteeinheiten, Polizeitauchern und zivilen Tauchern zusammen, um ein in allen Bereichen überzeugendes Messer zu entwickeln. Denn 08/15 geht hier nicht, wenn es das hochgesteckte Ziel erreichen will.
Auf den ersten Blick verwundert eigentlich nur der Grutschneider, der oberhalb der Sägezahnung die Klinge unterbricht! Ansonsten hat man eigentlich ein ganz normales Tauchermesser vor sich, dessen Spitze beim Modell N.E.D.U. halt fehlt. Bei allen anderen Modellen aber sonst spitz zuläuft. Die Klinge ist so knapp 145 mm lang und besitzt ein glatte Schneide und eine mit Wellenschliff. Der rutschfeste Griff ist aus Polyamid und auf den durchgehend Erl gesteckt, der als Abschluß mit einer Hammerfläche an den Griff geschraubt ist. So lässt sich das Messer zum Reinigen leicht zerlegen.
Zusätzlich ist in der Mitte der Klinge auf 53 mm ein Bereich ausgefräst, der als Schäkelöffner dient und zudem noch Gewicht reduziert. Die Klinge ist aus Bohler N690-Stahl, den Extrema Ratio gerne bei seinen Messern einsetzt und auch hier ist er zur Rostbeständigkeit zusätzlich mit einer schwarzen Beschichtung versehen.
Der Lieferumfang
Geliefert wird das Extrema Ratio Ultramarine in einem schwarzen Kunststoffkoffer, der noch eine ganze Menge Zubehör mit sich bringt. Es gibt zwei TekLoks, zwei zusätzliche Beinriemen, Haltegummis und ein Schutzmittel gegen Korrosion. Die Scheide des Messers ist modular aufgebaut. Es gibt die Unterschenkelhalterung mit zwei Beinriemen, in die die Kydexscheide eingeschoben werden kann. Ein kleiner Diamantschärfer passt dort auch noch. Er ist so schmal gehalten, dass er problemlos den Gurtscheneider schärfen kann. Ein großer Diamantschärfer ist auf der Kydexscheide angebracht, der aber nur genutzt werden kann, wenn sich die Scheide nicht im Unterschenkelholster befindet oder am TekLok befestigt ist.
Grundsätzlich ist das Ultramarine ein sehr massives Messer, das einen sehe robusten Eindruck macht. Doch als Kampfmesser ist die N.E.D.U.-Variante nicht wirklich zu gebrauchen. Die abgeflachte Spitze ist als Stoßwaffen nur schlecht einsetzbar. Als Hiebwaffe ist sie aber allemal nutzbar. Wer aber ein richtiges Kampfmesser haben will, sollte sich die anderen Varianten einmal näher ansehen.
Der Gurtschneider ist für viele Textilien und Fasern geeignet. Sei es der Sicherheitsgurt im Auto, ein Netz unter Wasser oder jede Menge Seile und Taue, alles ist schnell zerteilt. Und wenn das nicht hilft, gibt es immer noch die Sägezahnung, die über zwei drittel einer Klingenseite entlang läuft. Und sollte man mal eine Tür oder eine Schatzkiste aufhebeln müssen, geht auch das sehr gut mit dem Messer! An der schwächsten Stelle der Klinge, dort wo sich der Gurtschneider befindet, kann man sie bis ca. 45 kg belasten. Im Bereich des Schäkelöffners sogar bis zu 70 kg.
Bei all den Zusatzfunktionen, die dieses Messer erfüllt, muss man aber auch sehen, dass es ein richtig gutes Messer ist, mit dem man verdammt gut schneiden kann. Da der Schwerpunkt des Messers kurz unterhalb der Klinge sitzt, kann man das Messer extrem gut kontrollieren. Kleinere bis mittlere Holzarbeiten gehen gut von der Hand. Aber auch Bäume entrinden und entasten ist für das Extrema Ratio kein Problem. Der Zündstahl funktioniert gut am Gurtschneider oder an der Sãgezahnung und falls man mal eine Speerspitze benötigt, nimmt man einfach den Griff ab und verbindet den Erl mit einem langen Stock. Nur Schade, dass das Gegenstück der Schraube leicht aus dem Erl herausfällt und aufgrund seiner Winzigkeit draußen bestimmt gerne verloren geht.
Fazit
Das Extrema Ratio Ultramarine N.E.D.U. ist ein richtiges Multi-Purpose-Knife. Hier gibt es nicht nur einen Anwendungsbereich! Gleich fünf verschieden Szenarien deckt das Messer ohne große Probleme ab. Ein cleveres Scheidenkonzept verbunden mit einem großen Lieferumfang machen das Messer zu einem guten und verlässlichen Kameraden in den unterschiedlichsten Situationen.
Wer jedoch eher ein normales Einsatzmesser braucht, sollte sich das Extrema Ratio Col Moschin oder die Kompakt-Version ansehen. Mit dem Extrema Ratio Selvans gibt es auch ein gutes Survivalmesser.