In eine Situation zu geraten, bei der man mit Gewalt bedroht wird, ist im urbanen Bereich heutzutage nicht mehr allzu schwer. Es gibt Gegenden, da traut sich selbst die Polizei nur in Gruppen und gut ausgerüstet hinein. Eine Privatperson kann auf solche Möglichkeiten in der Regel nicht zurückgreifen.
Daher sind sie leichte oder weiche Ziele, da sie kaum oder wenig Gegenwehr aufbieten können. Räuber, Vergewaltiger oder Leute, die einfach auf Krawall gebügelt sind, haben hier oft leichtes Spiel. Die wenigsten können Formen der rohen Gewalt etwas entgegen setzen. Ihnen fehlt oft das Wissen, die Möglichkeiten oder das Training hier als Gegner den Angreifer in die Flucht zu schlagen oder sich selbst die Möglichkeit zu schaffen zu entkommen.
Außerdem muss man bei Angreifern damit rechnen, dass diese bewaffnet sind. Hier sieht man sich schnell einem Teleskopschlagstock, Messer oder gar einer Schusswaffe gegenüber. Man selbst ist oft denkbar schlecht ausgerüstet. CS-Gas oder Pfefferspray sind oft die einzigen Möglichkeiten, sich zu verteidigen. Die Handhabung ist aber nicht einfach und will geübt werden, damit man nicht Opfer seiner eigenen Verteidigung wird. Zumal hier die Angreifer noch entfernt stehen. Ist der Angreifer aber schon so nahe, dass er einen schlagen oder greifen kann, sind diese oft Sprays nutzlos.
Für den Nahkampf haben sich in den letzten Jahren Tactical Pens bewährt und jeder große Messer- oder Waffenhersteller hat zumindest einen dieser Stifte im Programm. Wichtig ist hier, zu verstehen, dass es sich bei den Pens um Verteidigungsgeräte handelt, die einen gewissen Sachverstand und einiges an Training erfordern. Neben Schlagtechniken werden hiermit auch Druckpunkte auf Nerven, Muskeln oder Sehnen ausgeführt. Einerseits muss man wissen, wo es beim Angreifer weh tut und andererseits muss man vor dem eigenen Konter oft erstmal den eigentlichen Angriff neutralisieren.
Entwicklung des Tactical Pen
In den japanischen Kampfkünsten ist ein kleiner Holzzylinder zur Selbstverteidigung schon lange bekannt. Etwas mehr als 13 cm lang und 1,5 cm im Durchmesser sind seine Anfänge nicht gesichert. Es gibt Theorien, dass er ein buddhistisches Gebetsstöckchen war, sich aus einem Shuriken (Wurfgeschoß) der Ninjas entwickelte oder von den Samurai als Verteidigungsgegenstand genutzt wurde, um das Tanto oder Katana nicht ziehen zu müssen.
Fakt jedoch ist, dass Nervendruckpunkte, Schlagziele und Hebeltechniken in den Kampfkünsten sehr populär waren und sind. Der Kubotan oder Yawara arbeitet hier als Druckverstärker. Auf einer relativ kleinen Fläche wird Muskelkraft auf einen Punkt ausgeübt, dabei entsteht eine extrem hoher Druck, der Schmerz induzieren oder Knochen zum Brechen bringen kann.
In den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts brachte Takayuki Kubota diesen Stock nach Amerika und sein Kubotan wurde der Renner bei der Polizei. Ein Ende seines Stöckchens wies zudem noch einen Schlüsselring auf. So hatte man an seinem Schlüsselbund immer auch direkt das Verteidigungswerkzeug dabei. Guter Nebeneffekt: die Schlagwirkung eines Schlüsselbundes, wenn man diesen mit dem Kubotan führte.
Mit dem Aufkommen der MiniMag Lite Taschenlampe wurden auch sie bei ähnlicher Form genutzt wie ein Kobutan. Danach entwickelten sich dann richtige Tactical Flashlights und eben die Tactical Pens, die aus der modernen realistischen Selbstverteidigung (SV) nicht mehr wegzudenken sind.
Tactical Pen in Deutschland
In Deutschland haben sie den Vorteil, dass sie weder als Waffe noch als verbotener Gegenstand (Bsp. Stockdegen, Stiftpistole) gelten. Daher können sie ganz normal in der Öffentlichkeit geführt werden und bieten sich für Jedermann als SV-Mittel an.
Dabei ist zu beachten, dass der Pen als Nahkampf Verteidigung gedacht ist. Das hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber einem Reizstoffsprühgerät (RSG): der Angriff auf einen selbst ist gerade im vollem Gange. Hier ist eindeutig eine Notwehrsituation nach dem Gesetz gegeben. Ein RSG wirkt hier eher als Fernabwehr. Das heißt, der Angreifer ist noch einige Meter entfernt. Hier kann man oft nur von einer Bedrohungslage ausgehen, die noch nicht in einen Angriff gemündet hat. Eine Anwendung des RSG kann daher schnell außerhalb der Notwehr liegen.
Tactical Pen in der Selbstverteidigung
Ein weiterer Vorteil des Tactical Pen: er kann relativ unauffällig ständig am Körper getragen werden. Der Clip hält ihn in der gewünschten Position und je nach Clipposition kann der Pen schnell gezogen werden. Ein Greifen, auch mit mit Jacke oder Rucksack, sollte jederzeit möglich sein. Eine gute Position ist die Vordertasche der Hose auf der Seite der jeweiligen Führhand. Viele Militärhosen bieten einen hier schrägen Eingriff. In einer engeren Jeans bieten sich kürzere Pens an. So hat man aus einem lockeren Stand blitzschnell Zugriff auf den Pen.
Der menschliche Körper besitzt über 50 Angriffspunkte für den Tactical Pen. Die wichtigsten Ziele in der SV sind: Handrücken, Handgelenk, Genitalien, Solar Plexus, Brustbein, seitliche Halsmuskulatur, Vertiefung unter dem Kehlkopf, Nasenbein, Schläfe, etc..