In einem kleinen Vergleich treten die zwei Hohlgriffmesser Böker Apparo und Schrade Extreme Survival Knife SCHF1SM gegeneinander an. Was die zwei Survivalmesser so aushalten erfährst Du in dieser kleinen Reihe. Am Ende ziehen wir noch ein Fazit, wie beide Messer im direkten Vergleich zueinander abgeschlossen haben.
Survivalmesser sind wieder in! Lange Jahre war es ruhig in diesem Segment, doch mit dem Aufkommen der Survival-Shows im Fernsehen 2005 sind sie wieder angesagt! Und fast jeder bekannte Survivalist hat sein eigenes Messer oder gar eine ganze Linie. Das geht von recht großen Messern mit Sägerücken bis hin zum Kleinsttaschenmesser für den Notfall. Aber auch schon in die Jahre gekommene Designs kehren mit neuen Ideen und Interpretationen zurück.
Hohlgriffmesser gelten als die Urtypen des Survivalmessers. Seit über dreißig Jahre gibt es sie schon und sie sind so erfolgreich, dass fast jeder große Messerproduzent mindestens eins dieser Messer auch heute noch im Programm hat. Auch, wenn die große Zeit dieser Art Messer eigentlich schon vorbei schien, gab es 2012 ein Revival, als Böker das Custom Knife Apparo von Newton Martin in die Serienproduktion übernommen hat.
Dabei handelt es sich um ein Messer, das den großen Schwachpunkt dieser Konstruktion ausmerzen soll: die Verschraubung zwischen Erl und Griff, die in anderen Messern doch sehr bruchanfällig war. Diese Grundkonstruktion geht zurück auf den Amerikaner Jimmy Lile, der für den ersten Rambo-Film mit Sylvester Stallone ein spezielles Messer entwickelt hatte. Unter der Regie von Ted Kotcheff wurde Rambo in einer amerikanischen Kleinstadt von der Polizei in die Wildnis getrieben und musste dort um sein Überleben kämpfen.
Dafür benötigte er natürlich ein geeignetes Messer. Lile schuf einen richtig martialen Klöpper! Eine enorm lange Bowie-Klinge mit einer aggressiven Säge auf dem Rücken waren prädestiniert für grobe Arbeiten mit Holz und anderen Werkstoffen. Auch als Kampfmesser Mann gegen Mann war es zu gebrauchen und im wasserdichten Griff war genug Platz für ein kleines Survivalkit.
Kleiner Kompass, Angelschnur, Nadel, Feuerstarter und etwas Zunder dann war solch ein Griff aber schon voll. Ein richtiges Überlebensset ist das nicht! Eher eine Art Notnagel, wenn wirklich nichts mehr geht. Dies blieb am Ende auch John Rambo nur übrig. Neben Fallenstellen und Herstellung von Notfallkleidung aus Abfall, nutzt er es zur Orientierung und zur Wundversorgung.
Der Film war damalig ein echter Kracher. Viele Menschen wollten danach wie Rambo sein. Das Stirnband, die Frisur, die Jacke und natürlich das Messer wollten alle haben. Der Film zog bisher drei Fortsetzungen nach sich und in jeder Episode gab es ein neues Messer, doch die Urversion wurde die beliebteste.
Newton Martin, ein bekennender Fan von Jimmy Lile, nahm sich nun dessen Grundkonstrution an und entwickelte sie in der kleinen Werkstatt in Texas, die er mit seinem Vater Ed zusammen betreibt. Beide habe sie ein Faible für Outdoor-, Jagd- und Survivalmesser. Seine Hohlgriff-Kreationen gelten als extrem robuste Tools, die auch Hebelbeanspruchungen locker wegstecken.
Garantiert wird dies durch eine massive Konstruktion! Der Erl der Klinge wird mit einem Schraubenaußengewinde und einer Bohrung versehen und ca. 25 mm tief in den Griff eingeschraubt, der das entsprechende Innengewinde besitzt. Diese Verbindung wird dann mit Epoxid verfüllt. Das Duoplast fließt durch die Bohrung und in die Gewinderillen und erhärtet dort. Solch eine Verbindung ist extrem robust, widersteht auch harten Beanspruchungen und schließt zusätzlich den Hohlgriff zur Klinge hin wasserdicht ab.
Solch eine hohe qualitative Verarbeitung hat natürlich ihren Preis! So kommt die Customversion auf einen Grundpreis von gut 500$. Entsprechende Kundenwünsche sind zudem realisierbar, kosten aber extra. Solche Preise sind natürlich nicht für alle Messerinteressenten erschwinglich. Gut, dass sich Martin Knives zu einer Zusammenarbeit mit der Böker Manufaktur in Solingen entschlossen hat. So wird das Messer dort in Serie gefertigt und kann zu einem Preis von knapp 190 Euro erworben werden.
Die Abmessungen sind bei beiden Modellen gleich. Nur der Klingenstahl ist 440C anstatt des CPM S35VN. Beide Stähle sind rostfrei, dafür ist der 440C nicht so schnitthaltig, aber leichter nachschleifbar und eben für die Serienfertigung geeigneter.
Die 17,9 cm lange Spearpoint-Klinge ist, mit ihrer maximalen Stärke von 6,6 mm, geradezu prädestiniert für grobe Arbeiten. Sie kommt zwar out of the box sehr stumpf beim Messerfreund an, aber die glatte Schneide kann recht flott in Form gebracht werden. Danach kann es dann richtig losgehen und das Apparo beweist sich als extremer Baumfäller. Wer es dabei hat, kann die Axt getrost zuhause lassen!
Nur sägen kann es nicht wirklich. Die Zahnung auf dem Klingenrücken ist eher eine Raspel! Mit ihr lässt sich allerhöchstens eine Nut in einen Ast fräsen und die dann nur ein paar Millimeter tief. Mehr ist nicht drin! Die Intention dahinter ist wohl eher der Fallenbau in der Survivalsituation. Dort benötigt man Konstruktionen mit Auslösern, die sehr empfindlich sind und demnach nicht tief im Holz angebracht werden dürfen.
Die grobe Arbeit mit Holz ist dann der optimale Anwendungsbereich für das Apparo. Stämme entasten und entrinden sind für das Messer gar kein Problem. Das relativ hohe Gewicht treibt die Klinge fast von alleine vorwärts. Auch das Spalten von Feuerholz ist schnell erledigt, auch wenn man anfangs relativ viel Kraft benötigt, um die starke Klinge ins Holz zu treiben.
Hat die mächtige Klinge bei groben Arbeiten einen Vorteil, so ist gerade dies bei feineren Arbeiten eher ein Nachteil. Richtig schnitzen ist fast nicht drin und selbst das Auffächern von Holz ist eine Geduldsprobe. Man kann die Klinge einfach nicht richtig kontrolliert bei diesen Arbeiten führen. Schuld ist hier die Raspel, die genau dort beginnt, wo man beim Schnitzen mit dem Daumen auf dem Klingenrücken Druck auf das Schnittgut ausüben würde.
Dafür hat die Raspel dann beim Feuermachen einen Riesenvorteil! Egal ob Zündstahl oder Magnesiumfeuerstarter, mit ihr kann man ordentlich Zunder abschaben und Funken schlagen. Und so steht einem wärmenden Feuer nichts im Wege.
War das Apparo selbst bei gröberen Holzarbeiten unempfindlich gegenüber Gebrauchsspuren, so blieben doch hier deutliche Streifen von Zündstahl auf dem Klingenfinish zurück. Auch lockerte sich mit der Zeit dir Griffwicklung und musste komplett abgenommen werden. Dies sind aber maximal nur Fehler in der B-Note, denn ansonsten erwies sich das Böker-Messer als wirklich robuster Kamerad, dem grobes Arbeiten in die Wiege gelegt wurde.
Was hält die Verbindung nun wirklich aus? Rammt man das Messer in Holz und nutzt den Griff als Steighilfe, trägt das Messer einen Menschen bis gut 85 Kilo locker, ohne irgendwelche Beschädigungen. Tritte genau auf auf die Verbindungsstelle provozieren dann aber doch eine Reaktion, indem sich der Griff minimal verzog und das Messer nicht mehr hundertprozentig gerade verlief. Im Biegetest brach schlussendlich die Klinge kurz vor dem Handschutz. Die Verbindung hielt aber weiter bombenfest!
Schade das ein solch robustes Arbeitstier nur in einer einfachen Lederscheide daher kommt. Mit der Überwurfsicherung am Handschutz hält sie das Messer zwar sicher in Position, doch ist ohne Beinriemen die Gürtelschlaufe recht laberig und so pendelt das Messer gerne bei schnellen Bewegungen. Die Befestigung mit einen Beinriemen gibt es leider nur optional, obwohl die Löcher in der Scheide vorhanden sind.