Das klassische Opinel in modern mit Survival-Features und Polymer-Griff – geht das überhaupt? Geht dabei nicht die französische Leichtigkeit verloren und ist es überhaupt gemacht für den harten Outdooreinsatz? Wir haben uns das Opinel Nr. 12 Explore einmal näher angesehen.
Die preiswerten Opinel-Taschenmesser mit Holzgriff und multifunktionaler Klinge aus rostfreien oder rostendem Stahl sind bei vielen Wanderern sehr beliebt. Der einfache Feststell-Mechanismus macht sie wartungsarm. Der Charakter des Messers ist eher eine Mischung aus feinem Schneidwerkzeug und französischer Lebensart. Nimmt man solch ein Messer in die Hand denkt man eigentlich nur an Sonnenschein, an ein paar gute Freunde, leckeren Käse und eine Flasche Rotwein – Landleben in Frankreich halt.
Ganz anders kommt das Explore daher. Roter oder grüner Polymer-Griff, ein eigenartiges Lanyard-Loch am Griffende und eine, im Verhältnis zum Griff, doch etwas kurze Stahlklinge. Das erste Mal in der Hand bemerkt man zwar den leicht gummierten und strukturierten Griff, doch irgendwie ist das so anders als Holz. Dennoch ist der Grip für die Hand sehr ordentlich. Durch die etwas überdimensionierte Größe findet man auch mit Handschuhen sehr viel Platz.
Am Griffende finden sich dann insgesamt vier Funktionen, die das Messer dann doch herausheben. Neben der Notpfeife offenbart das Lanyard-Loch aus Stahl einen eigenwilligen Mechanismus. Gegenüber der Notpfeife gibt es einen kleinen Schieber. Drückt man diesen in die angegebene Pfeilrichtung bewegt er sich ein paar Zentimeter und es ertönt ein Knacken. Nun kann man das Lanyard-Loch in den Griff schieben und auf der anderen Seite kommt ein Gurtschneider zum Vorschein.
Mit Sicherheitsgurten im Auto funktioniert er recht gut, mit Paracord leider nicht so toll. Aber der Gurtschneider ist noch nicht alles. Drückt man das Lanyardloch nur leicht in den Griff und übt weiterhin Druck auf den Schieber in Pfeilrichtung aus, kann dieser ganz entnommen werden und entpuppt sich als integrierter Feuerstahl.
Dieser Mechanismus ist ganz schön pfiffig. Leider ist er nicht ganz optimal. Entnimmt man den Feuerstahl, hat das Stahlelement mit Lanyard-Loch und Gurtschneider keinen sicheren Halt mehr im Griff und kann leicht entfallen. Verlust draußen ist hier vorprogrammiert.
Der Feuerstahl würde dann nur noch mit Reibung im Griff gehalten werden und wenn man erst ein Teil verliert, wird das andere auch schnell weg sein. Das ist insgesamt nicht ganz so clever gelöst und sollte von Opinel noch einmal überarbeitet werden.
Über den Klingerücken lassen sich auf jeden Fall ordentlich Funken mit dem Feuerstahl erzeugen, so dass es draußen keine Probleme mit dem Feuer geben wird. Die Klinge ist nur zehn Zentimeter lang und den Zusatzfunktionen am Griffende geschuldet, sonst wären durchaus auch zwölf Zentimeter drin gewesen. Aber draußen reicht bei einem Taschenmesser auch die kürzere Klinge aus.
Der 12C27 Sandvik-Stahl ist rostfrei und zeigt sich sehr schneidfreudig. ist aber eher nur was für die leichteren Arbeiten. Beim Batoning kommt die Virobloc-Verriegelung schnell an ihre Grenzen und schon nach wenigen leichten Schlägen auf den Klingenrücken versagt sie.
Insgesamt ist der Eindruck des Opinel Nr. 12 Explore eher durchwachsen. Freunde feiner französischer Messer wird der Polymer-Griff eher abschrecken und die Outdoorer und Abenteurer werden mit dem Messer zu schnell an die Belastungsgrenze kommen. Zumal die Zusatzfunktionen recht verlustanfällig sind. Um im Outdoor-Bereich bestehen zu können, muss Opinel sein Design und gerade die Klingenverriegelung überdenken.
Daten und Fakten Klingenlänge: 98 mm Klingenstärke: 2,3 mm Klingenstahl: Sandvik 12C27 Rostbeständig: Ja Arretierung: Variobloc Sicherungsring Griffstärke: 28 mm Griffmaterial: Kunststoff Einhandöffnung: Nein Preis: 44,95 Bezugsquelle: Herbert Messerclub