Leider kann man sich nicht aussuchen, welche Klinik für die Reha für einen selbst die richtige ist. Die Entscheidung trifft hier die Rentenversicherung und geht nur nach der Sachlage vor.
Bei Post- oder Long-COVID wird leider von der Grunderkrankung ausgegangen. Da eine Corona-Infektion eine Lungenkrankheit ist, wird auch bei den Langzeitfolgen davon ausgegangen, dass die Lunge das betroffene Organ ist.
Dass ich zur Reha dann auch in eine Lungenklinik musste, war irgendwie klar. Obwohl ich ja eigentlich keine Symptome an der Lunge habe, sondern dass es sich abzeichnete, dass der Kopf oder das Gehirn nicht so richtig auf dem Damm sind.
Dennoch habe ich mich Mitte September nach Bad Ems aufgemacht, um dort in drei Wochen meiner Heilung näher zu kommen. Die Hufeland- Klinik liegt hoch über dem Lahntal eingebettet in viel Natur. Zum Wandern ist es hier auf jeden Fall toll.
Dennoch macht sich schnell Ernüchterung breit! Viele der Behandlungen sind tatsächlich auf die Lunge und die Verbesserung der Atmung konzentriert. Das ist aufgrund des hohen Sportanteils auch etwas für mich und als Sportler kann ich so einiges mitnehmen.
Ab der zweiten Woche wird dann endlich auch Hirnleistungstraining angeboten. Das haut mich erstmal richtig aus den Schuhen und die Therapeuten schrauben die Anforderungen in meinem Training erstmal herunter. Leider habe ich insgesamt nur vier Einheiten dieses Trainings, aber aufgrund meiner körperlichen Reaktion können die Ärzte endlich eine Diagnose stellen.
Mein Problem ist ganz klar im kognitiven Bereich zu finden. Logisches Denken, Konzentration, schnelles Denken sind bei mir erheblich gestört. Das heißt aber auch, dass man mir dort nicht wirklich helfen kann. Vier Einheiten sind echt wenig und mit ein paar Trainings-Apps trainiere ich mich halt selbständig.
So kam dann es dann schon nach gut zehn Tagen zu einem Abschlussgespräch mit der leitenden Ärztin. Ergebnis: arbeitsunfähig auch nach Beendigung der Reha!
Das ist alles andere als toll und zieht mich natürlich runter. Dennoch ist Aufgeben der falsche Weg und keine Option und so mache ich in meinem Training weiter.
Körperlich geht es weiter bergauf. Krafttraining, Gymnastik und lange Wanderungen geben meinem Körper das, was er braucht. Natürlich arbeite ich weiter an meiner Hirnleistung, aber da stagniere ich eher und habe das Gefühl eher Rückschritte als Fortschritte zu machen.
Wenigstens gehen die Ärzte davon aus, dass all die Einschränkungen und Erkrankungen durch Long-COVID reversibel sind. Sie sollten also mit der Zeit verschwinden. Nur, wie lange das dauert, kann einem keiner sagen. Auch, ob ein Hirnleistungstraining schneller Fortschritte bringt, da scheiden sich hier die Geister.
Und so stehe ich nach drei Wochen Reha noch fast am selben Fleck. Körperlich geht es erheblich besser, kognitiv eher nicht.
Jetzt müssen daheim die Ärzte entscheiden, wie es weitergeht. Und es wird leider noch eine Weile dauern, bis ich wieder als gesund gelte.