Long-Covid: Reha Nr. 2

Es flatterte dann doch noch eine Bewilligung für eine zweite Reha bei mir ins Haus. Diesmal ging erst es ambulant nach Haan. Anfangs für vier Wochen wurden es nach zwei Verlängerungen doch zwei Monate.

Um es direkt vorweg zu nehmen, auch diese Reha-Einrichtung hat mich am Ende arbeitsunfähig entlassen. Der Tenor dort war von Anfang an, es gibt keine Therapie und dementsprechend keine Heilung.

Das wurde mir dort sehr schnell und sehr eindrücklich vermittelt. Aber ich war hartnäckig und kitzelte dort zwei Verlängerungen heraus, da es doch tatsächlich mit einigen Therapien bei mir nach vorne ging.

Hirnleistungstraining solo und in der Gruppe und konzentrierte individuelle Ergotherapie brachten mich langsam nach vorne. Ansonsten gab es täglich Sport, Gymnastik und Ausdauertraining. 

Die Reha-Einrichtung war eher für Schlaganfall-Rehabilitation ausgelegt und so gab es auch einige Sachen, die eher nichts für mich waren, wie Sturzprophylaxe oder Gleichgewichtstraining. Zusätzlich wurde noch Entspannungsübungen angeboten. 

Letzteres ist eigentlich für Post-Covid sehr gut, aber die alleinige Beschränkung auf progressive Muskelentspannung, autogenes Training und Fantasiereisen war mir persönlich zu wenig. Und so habe ich diese Zeit genutzt, um mit der App Insight Timer zu entspannen.

In der Neuropsychologie ging es in meinen Sitzungen leider oft nur darum, mir zu zeigen, dass ich noch nicht wieder gesund war. Dort wurden standardisierte Tests am PC durchgeführt, die mir aufzeigen sollten, dass mein Gehirn noch nicht wieder richtig funktioniert.

Mein Einwand, dass ich als Legastheniker bei solchen Tests immer schlechter abschnitt als der Durchschnitt, wurde nicht akzeptiert. So fügte ich mich zwar in das Untersuchungsergebnis in der Neuropsychologie, habe aber für mich Übungen in der Reha entdeckt, die mich wirklich weiter brachten.

So sind Übungen zur Aktivierung beider Gehirnhälften für mich Entspannung nach schweren Sitzungen im Hirnleistungstraining. Ob ich mit Euro-Kinetik-Bällen Wurftechniken absolviere oder mit dem Seil Übungen aus dem Flow-Rope durchführen. Das hilft mir, in kurzer Zeit, den Druck im Kopf zu lösen. 

Ein weiterer Baustein ist sportliche Betätigung mit Natural Movement. In der Sporttherapie erkannten die Therapeuten sehr schnell, dass mich Gerätetraining nicht wirklich interessierte. Da sie auch erkannten, dass ich eigentlich recht sportlich bin, konnte ich die Sporttherapie nach meinem eigenen Trainingsstand ausrichten. Das war und ist regelmäßige Mobilisation und Kräftigung durch MovNat.

Insgesamt habe ich in den zwei Monaten Reha einige wirklich große Schritte nach vorne gemacht. Leider reichte das immer noch nicht aus, um arbeitsfähig zu sein. Man bescheinigte mir eine Leistungsdauer von einer Stunde. Für eine Wiedereingliederung wären mindestens zwei Stunden nötig.

Fazit

Mit dem Ende der zweiten Reha bin ich insgesamt seit einem Jahr arbeitsunfähig durch Post-Covid. Das zieht einen schon richtig runter, wenn man sieht, wie weit man bei der Therapie von Post-Covid ist! Es gibt keine Therapie, daher gibt es keine Heilung und die verordnete Reha wird zur Beschäftigungstherapie.

Sorry, aber das kann es doch nicht sein! Hartnäckigkeit hat sich bei mir dann doch ein Wenig ausgezahlt, indem ich mich auf die Therapieansätze konzentriert habe, die mir was gebracht haben. Das habe ich in der Reha-Einrichtung kommuniziert und habe mehr davon bekommen. Dafür musste ich auch bei Sachen mitmachen, die mich nicht weiter gebracht haben.

Dennoch bin ich weiter als vor der Reha. Obwohl die Neuropsychologie mich als krank und weiter dauerhaft krank abstempeln will. Ich habe mal gelesen, dass das Gesundheitssystem in Deutschland Kranke produziert. Dem muss ich nun tatsächlich langsam zustimmen.

Für Covid gab es innerhalb eines Jahres die ersten Impfstoffe. Post-Covid ist nun schon seit etwa zwei Jahren ein Begriff. Was hat sich getan – nicht viel! Es gibt einen Leitfaden für Ärzte. Therapie aber nicht wirklich. Ist der Wille überhaupt da, eine Therapie zu finden?

Ich habe für mich beschlossen, nicht mehr darauf zu warten. Für mich werde ich selber aktiv und mache nun das, was mir wirklich hilft. Dabei achte ich auf meinen persönlichen Energie-Akku und baue Pausen ein. Meditation und Achtsamkeit sind zwei ganz essentielle Dinge in meinem täglichen Leben geworden. Es gibt Phasen der Anspannung, die immer länger werden, und Phasen der Entspannung, die mich wieder runter bringen.

Ob das jeden Tag klappt? Nein, aber es wird mit der Zeit besser!

Fortschritte mache ich jeden Tag und ein Rückschritt kann auch ein Fortschritt sein. 

Nehmen wir mal diesen Artikel. Vor einem Jahr brauchte ich für einen ähnlich langen Artikel mehrere Anläufe und viele Pausen. Meist war so ein Artikel in ein bis zwei Wochen dann endlich soweit, dass er im Blog veröffentlicht werden konnte. Diesen habe ich nun in gut 90 Minuten komplett geschrieben. Zwischendurch war ich nur einmal auf dem Klo und habe mir einen neuen Kaffee gemacht.