Wildsteer WX

Kann ein Folder so robust sein, wie ein Fixed? Dieser Idee widmete man sich bei der französischen Firma Wildsteer. Das neue Klappmesser Wildsteer WX soll genauso gut in der Hand liegen und beim Bushcraften genauso robust sein, wie die legendären feststehenden Brüder. Anfangs hatte die Firma Wildsteer nur die Bogenschützen im Auge, für die man ein spezielles, feststehendes Messer kreierte, das auch Pfeile ziehen konnte.

Wildsteer WX mit Zubehör

Wildsteer WX mit Zubehör

Doch von Vielen wurde die Robustheit dieses Messers beachtet. Aus einem Stück Stahl gefertigt, war es fast nicht kaputt zu kriegen. Legendär ist die Szene im Werbevideo, wo ein festgefahrener Landrover über die Seilwinde, deren Seilende an einem eingeschlagenen Wildsteer Messer befestigt war, aus der misslichen Lage herausgezogen wurde.

Dies brachte dem eigenwilligen Messerdesign viel Zulauf und Wildsteer entwickelte aus der Grundform feststehende Bushcraft-, Survival- und Tacticalversionen. Der Pfeilzieher wurde ausgetauscht gegen einen Adapter für Sägeblätter, Bohrer und Schrauberbits, der zusätzlich noch einen Drahtschneider integriert hat.

Seit einiger Zeit gibt es nun auch Folder mit diesem Klingendesign. Das Besondere hier ist die Ganzstahlkonstruktion und die patentierte Klingen-Verriegelung WX-Lock. Beides wird als äußerst hart im Nehmen beworben und wir haben uns das große Modell WX einmal näher angeschaut. Mit dabei waren natürlich beide Adapter und so konnte sich das Messer beim Bushcraften und beim Bogenschiessen beweisen.

Wildsteer WX mit Bodnik Ghost

Das WX ist schon ein ganz schöner Brocken. Über 200 Gramm schlagen für das Messer zu Buche. Das ist ganz schön schwer für ein Taschenmesser. Einfach so in der Hosentasche getragen, ist bei solch einem Messer nicht empfehlenswert. Hier sollte eher auf die optional erhältliche Gürteltasche zurückgegriffen werden.

Sie wird von Tasmanian Tiger gefertigt. Das taktische Label vom deutschen Outdoor-Ausrüster Tatonka bürgt für Qualität. Durch das M.O.L L.E.-System kann die Tasche nicht nur am Gürtel getragen werden, sondern findet auch an taktischen Westen oder Rucksäcken einen Platz.

Die Klingensicherung erweist sich als äußerst komplex, hält dafür aber auch bombensicher. Ein versehentliches Öffnen oder Schliessen der Klinge ist so annähernd unmöglich. Zwei seitliche Hebel sorgen dafür, dass die Klinge immer sicher in Position bleibt. Selbst beim Öffnen der Klinge muss der untere Sicherungshebel umgeklappt werden,, damit der Arretierungshebel die Rückenplatte freigibt und der Sicherungsstift der Klinge in diese einrasten kann.

Wildsteer WX - Klingenarretierung

Wildsteer WX – Klingenarretierung

Das patentierte WX-Lock lässt sich selbst durch enorm harte Spinewhacks nicht aus der Ruhe bringen. Auch nach zwanzig solcher Schläge auf den Klingenrücken hielt die Verriegelung. Dafür braucht man aber sowohl zum Öffnen als auch zum Schließen des Messers beide Hände. Hier nur mit einer Hand arbeiten zu wollen, kann schnell mit Schnittverletzungen enden.

Die Handlage des Messers hinterlässt allerdings ein zwiespältiges Bild. Einerseits ist auch für große Hände richtig viel Platz auf dem Griff. Die Zeigefingermulde und der Bereich für die restlichen Finger in Verbindung mit dem, als Klingenschutz fungierenden, Arretierungshebel verhindern wirkungsvoll das Abrutschen auf die Klinge. Andererseits wirkt alles sehr eckig. Die überstehende Rückenplatte, die Sicherungshebel und die sonstigen Kanten bohren sich bei harter Arbeit unangenehm ins Fleisch. Auch die Verbreiterung am Griffende, die mit Paracord umwickelt ist, verbessert die Handlage nicht positiv, obwohl sie eigentlich dazu gedacht ist. Sie macht das Messer unnötig breit. (Tipp: Paracord abwickeln und in dem Hohlraum ein kleines Notfall-Kit einsetzen und das Paracord mit einer neuen Wicklung anbringen)

In der Praxis ist das Wildsteer aber für alle gängigen Outdoor- und Bushcraft-Aufgaben geeignet. Grobe Arbeiten gehen genauso gut von der Hand, wie filigrane Schnitzereien. Die extrem lange und gerade Schneide kann Holz hacken oder Fleisch schneiden. Durch die enorme Stärke von 4,5 mm kann die Klinge auch mühelos als Hebel genutzt werden und Kisten aufbrechen oder Holz spalten.

Vorteilhaft erweist sich hier die Erweiterung mit dem Drahtschneider. In die Kleine Kerbe unterhalb der Klinge wird dieses Tool eingesetzt und nimmt Bits, Bohrer und Sägeblätter auf. Ist der Klingenschutz mit dem Gummi angebracht, wird das Messer so zum Notfallwerkzeugkasten. Schade nur, dass für das Tool keine zusätzliche Tasche am Gürteletui vorhanden ist. Hier kann man es nur separat packen oder mit dem Messer im Etui verstauen. So ist die Verlustgefahr dieses Tools aber ungleich größer.

Wildsteer WX mit TT Gürteltasche

Ähnlich verhält es sich mit der Hülse zum Pfeile ziehen. Das System in sich ist durchaus durchdacht. Ein im Holz festsitzender Pfeil kann so relativ leicht gezogen werden. Zuerst wir der Schaft von der Spitze abgedreht. Dies funktioniert aber nur mit Holz- und Aluminiumschäften. Schäfte aus Carbon werden bei zu großem Druck beschädigt und müssen dann entsorgt werden. Danach dreht man die Hülse auf die Pfeilspitze, befestigt diese in der Kerbe unterhalb der Klinge und hebelt über Klinge und Griff die Pfeilspitze aus dem Holz. Soweit die Theorie.

In unserem Test versenkten wir eine 85 Grain schwere Tophat 3D-Combo-Point-Schraubspitze soweit im Holz, dass das Innengewinde der Hülse die Spitze nicht aufschrauben konnte. Nun hieß es doch wieder mit der Messerspitze im Holz graben, um die Spitze weiter raus zu drücken. Dabei wurde der Druck so stark, dass sich der vordere Teil der Klingenspitze durchbog. Das hätten wir bei der American-Tanto-Spitze eigentlich nicht erwartet. Als die Pfeilspitze nun weit genug aus dem Holz geschoben war, konnten wir die Hülse aufschrauben und der Rest klappte wie am Schnürchen.

Wildsteer WX mit mit Bohrfutter und Klingenschutz

Wildsteer WX mit mit Bohrfutter und Klingenschutz

Fazit
Das Wildsteer WX ist ein extrem robustes Messer für Bushcraft- und Outdooraufgaben. Die Klingensicherung ist hervorragend. Schwächen gibt es eigentlich nur in der Handlage, da der Griff einfach zu kantig ist und im Bogenbereich. Es ist schade, dass man das Messer nicht mit Carbonschäften nutzen kann, die sich auch im traditionellen Bereich immer weiter durchsetzen.

Plus
Robust
Klingensicherung
hart im Nehmen
viel optionales Zubehör

Minus
kantiger Griff
hohes Gewicht
Pfeilzieher nicht optimal

Daten und Fakten
Herstellungsland: Frankreich
Klingenlänge: 112 mm
Klingenstärke: 4,5 mm
Klingenmaterial: X46Cr13 rostfreier Stahl
Klingenschliff: Flachschliff
Länge Griff: 149 mm
Stärke Griff: 26 mm
Material Griff: Stahl
Härte Rockwell: 54-55 HRC
Verriegelung: WX-Lock
Gewicht (m./o. Scheide): 277 g/ 210 g
Lieferumfang: Messer
Varianten: optionales Zubehör: Pfeilzieher, Bohradapter, Gürteletui
Preis: ab 310,- Euro
Hersteller: Wildsteer 
Bezugsquelle: Herbertz Messerclub und Knyfe