Mit den Taschenmessern aus der Serie der Tech-Tools greift Böker ziemlich deutlich das „Schweizer Taschenmesser“ an. Dabei beruft man sich auf die Geschichte der Böker Sportmesser, die bereits 1869 begann. Aus dieser Sicht betrachtet, kann man es durchaus als moderne Modellpflege betrachten.
Wenn man dann die Tech-Tools in der Hand hält, ist der erste Gedanke, dass sie, obwohl der Aufbau ähnliche wie bei den „Schweizern“ ist, doch anders sind. Auffälligstes Merkmal sind da sicherlich der umsetzbare Gürtelclip und der Glasbrecher – beide sind standardmäßig bei allen Modellvarianten vorhanden. Ein weiterer Unterschiede besteht in den Griffschalen aus leicht strukturiertem G-10, die sich in der Hand sehr angenehm anfühlen.
Je nach Bedarf sind die Tech-Tools von Böker Plus nur mit einer Klinge oder in verschiedenen Werkzeug-Kombinationen erhältlich. Und nach Geschmack oder Einsatz-Umfeld sind die Griffschalen in oliv oder schwarz erhältlich. Wir haben das Modell 4 in der olivgrünen Outdoor-Version getestet.
Zusätzlich zur knapp sieben Zentimeter langen Hauptklinge hat das Tool noch eine ganze Fülle anderer Werkzeuge zu bieten. Neben Säge, Schere und Zange gibt es die normalen Taschenmesser-Tools: Schraubendreher, Dosen- und Flaschenöffner, Bohrahle und Korkenzieher. Somit hat man für unterwegs den kleinen Werkzeugkasten immer am Mann, der mit knapp 180 Gramm erfreulich leicht ausfällt.
Bei der hohlgeschliffenen Klinge kommt Freude auf, denn sie ist aus dem bewährten und schnitthaltigen Sandvik-Stahl 12C27 herstellt. Dementsprechend schneidfreudig zeigte sich das Messer in der Praxis. Die gängigen Outdoor-Arbeiten mit Holz sind mit ihr gar kein Problem. Die Klinge ist mit einem Nagelhau versehen und nur zweihändig zu öffnen – sie stellt somit auch in Ländern mit noch restriktiverem Waffenrecht als Deutschland normalerweise kein Problem dar. Wunderbar um solch ein Messer jederzeit dabei zu haben.
Trotz der bisher angeführten Pluspunkte zeigten sich beim Tech-Tool im praktischen Einsatz aber auch einige Mängel. Die langen Werkzeuge – wie Klinge und Säge – sind zwar sehr leicht zu öffnen, können aber auch sehr leicht wieder eingeklappt werden. Die Federn haben nicht wirklich viel „Stay“, wie der Fachmann sagt. Man kann zwar den Widerstand über das Festziehen der Achsschraube variieren, doch hier erhöht man nur den Öffnungswiderstand, die Federspannung ändert sich aber nicht.Wenn man bei zähem Schnittgut, zur Unterstützung den Daumen oder Finger auf den Klingenrücken platziert und Druck auf die Klinge ausüben will, kann dies im ungünstigen Fall zum versehentlichen Einklappen führen. Dafür sind die Federn auf der anderen Seite bei Korkenzieher und Ahle deutlich zu stramm. Beim Öffnen kann der Fingernagel in Mitleidenschaft gezogen werden.
Die Säge könnte ruhig noch einen halben Millimeter mehr Stärke vertragen. Im Einsatz wird es oft ziemlich hakelig und die Säge biegt sich leicht durch. Hier kann es dann gefährlich für die Finger werden, bietet das schlanke Griffdesign keinen Abrutschschutz. Dafür sind die Federunterstützungen von Zange und Schere deutlich hochwertiger gearbeitet und gerade hier wird man lange Freude an den beiden Werkzeugen haben. Die Zange ist aber nicht vergleichbar mit denen richtiger Multi-Tools. Dafür ist der Stahl zu schmal und der Öffnungswinkel zu gering. Dennoch wird man unterwegs durchaus eine nicht allzu fest sitzende Mutter lösen können.
Um leistungsmäßig mit dem vielfach bewährten Schweizer Taschenmessern von Victorinox gleichzuziehen, reicht es bei den Tech-Tools von Böker Plus noch nicht – hier müssen vor allem Kleinigkeiten noch nachgebessert werden. Dennoch sind die Tech Tools eine durchaus interessante Alternative, die sich vor allem durch den umsetzbaren Clip, den Glasbrecher und die Griffschalen aus G-10 abhebt. Als relativ leichte und kleine Werkzeugkästen finden sie in Hosentasche oder Rucksack immer ein Plätzchen. Wer im EDC-Bereich eigentlich nur eine kleine, leichte und §42a-konforme Klinge sucht, ist mit dem Einstiegsmodell City 1 gut bedient, wiegt dieses doch gerade nur 58 Gramm.