Das Manix von Spyderco genießt einen guten Ruf als robustes Alltagsmesser. Ich habe mir die besonders große und wuchtige XL-Version angesehen.
Mit 9,8 Zentimeter Klingenlänge ist das Manix II XL von Spyderco ein richtig großer Folder. Selbst zusammengeklappt bringt es das Messer auf eine beachtlich Breite von fast fünf Zentimeter. Eindeutig kein kompaktes, schlankes EDC-Messer, eher für den Wald geeignet. Auf den zweiten Blick, nachdem man mit dem Messer ein wenig gespielt hat, zeigen sich aber auch einige Details, die im Alltagseinsatz nützlich sind.
Mit dem typischen Spyderco-Daumenloch als Einhandöffnung fällt das Messer leider unter die Führbeschränkungen nach § 42a. Das Daumenloch ist eigentlich unnötig, denn das Klingenblatt schaut so weit aus dem Griff hervor, das man es in der Regel eh mit der zweiten Hand öffnet. Aufgrund der Masse reicht hier nur ein Anlupfen der Klinge, eine Drehung aus dem Gelenk der Führhand und die Klinge rastet mit einem satten Klacken in Arbeitsposition ein.
Die Klinge wird vom Ball-Bearing-Lock arretiert. Hierbei wird eine Stahlkugel mit einer Spiralfeder in eine Aussparung zwischen Klinge und Rahmen gedrückt. Diese Verriegelung ist extrem sicher und auch die obligatorischen Spinewhacks steckte sie locker weg. Für die Entriegelung muss ein Kunststoffknopf im Griff nach hinten gedrückt werden.
Im Handling ist das Manix II XL richtig klasse. Der strukturierte G10 Griff in Verbindung mit der Zeigerfingermulde und den Fräsungen im Stahlliner und an der Klingenwurzel geben der Hand sehr viel Grip. Selbst bei nassen Händen wird es schwer auf die Klinge abzurutschen. Durch den etwas größer dimensionierten Griff haben auch große Hände genug Platz. Dennoch ist auffällig, dass für den Revers-Griff im Griffrücken keine Fräsungen zur Daumenauflage vorhanden sind.
Durch das Design ist das Aufgabengebiet klar abgesteckt: Schneiden und Schnitzen. Auch die zweite Griffposition zwischen Griff und Klingenwurzel unterstreicht dies zusätzlich. Hier sind auch feine Schnitte mit der großen Klinge kein Problem und über zusätzlichen Druck des Daumens auf den Klingenrücken kann selbst zähes Schnittgut mühelos zerkleinert werden. Die Klinge aus S30V besitzt einen Flachschliff und so kann die Schneide haarscharf geschliffen werden. Ab Werk war sie extrem fein abgezogen und rasierte lässig die Haare vom Unterarm.
Die volle Stärke von fünf Millimetern hat die Klinge nur im hinteren Bereich, zur feinen Spitze hin wird sie immer schmaler. Der Stahl ist zwar elastisch genug, um Kräfte von der Seite in einem gewissen Maße abfangen zu können – aber man sollte sich von der reinen Größe des Messers nicht dazu verleiten lassen, es als Hebelwerkzeug zu missbrauchen.
Beim Griffwechsel wird das Messer sehr interessant: Vom normalen Griff in den Reverse und wieder zurück ist gar kein Problem, der Grip ist hier phänomenal. Auch ohne Hinzusehen, weiß man genau, wie das Messer gerade in der Hand liegt. Die Klinge lässt sich schnell und sicher führen und im Notfall auch zur Verteidigung einsetzen.