Vor einigen Jahren habe ich den Minimalismus für mich entdeckt. Ich war es leid, immer mehr Besitz anzuhäufen. Dinge, die ich nur ein- oder zweimal im Jahr benutzt habe und die dann rumlagen, verstopften meine Wohnung. Ich hatte einfach zu viel Zeug und in mir machte sich das Gefühl breit, dass es einfach reicht!
Ich begann, in kleinen Schritten mich und meinen Besitz zu reduzieren. Dabei meine ich nicht, mich selbst klein zu machen, sondern zu schauen, wo ich meine Ansprüche reduzieren kann. Ich fing im Kleiderschrank an und mistete nach und nach in allen Bereichen meiner Wohnung aus. Am Ende hatte ich so wenig Zeug, dass ich in eine halb so große Wohnung umziehen konnte.
Neben weniger Mietausgaben reduzierte ich so auch die Aufwendungen für Heizkosten und Strom. Ich brauche nicht überall Festbeleuchtung und es müssen auch nicht immer 20 Grad in allen Zimmern sein. Ich trage dann lieber mal einen Pulli anstatt nur ein T-Shirt. Und sollte mir trotzdem zu kalt sein, kann ich immer noch die Heizung einschalten.
Zudem wechselte ich auf Ökostrom und gehe seitdem sehr viel bewusster mit Energie um. Auch ein paar Solarzellen sind bei mir gelandet. Zwar mehr aus dem Outdoor- und Trekking-Bereich, deren Wirkungsgrad am heimischen Fenster leider nicht annähernd so hoch ist, wie eine festinstallierte Solarzelle auf dem Dach. Auch werde ich wahrscheinlich nie so viel Energie mit diesen erwirtschaften, um die Kosten, die diese preislich und von ihrer CO2-Bilanz gekostet haben, wieder rein zu bekommen. Dennoch bin ich dadurch autonomer geworden und schätze den Wert von Energie ganz anders ein.
Aber jetzt in der kleineren Wohnung ist es immens wichtig, sie nicht wieder mit all dem möglichen Krempel zu füllen. Intelligenter und nachhaltiger Konsum ist gefragt. Was brauche ich und, wenn ich etwas kaufen will, wie wurde es, aus welchen Rohstoffen produziert.
Trotzdem stelle ich mir immer auch die Frage: Brauche ich das wirklich? Diese Frage kaue ich bei jeder größeren oder kleineren Anschaffung durch. Dabei setzte ich mir ein zeitliches Limit von maximal einer Woche. Habe ich ein Ergebnis für mich, wird das Produkt gekauft oder eben nicht.
Hier ist ganz interessant, wieviel ich tatsächlich am Ende nicht kaufe. Oftmals erkenne ich einfach auch das perfide Spiel, das Werbung mit unseren Gehirnen spielt. Die Jagd- und Sammelleidenschaft unserer Vorfahren, die genetisch in jedem von uns vorhanden ist, wird durch Werbung aktiviert. Kaufst Du dieses, bist du schöner, toller, besser und glücklicher als all die anderen.
Ein weiteres Thema ist sicherlich auch die Frage, wie komme ich von Ort A nach B? Ich besaß in den letzten Jahre zwar auch ein kleines Auto, aber das stand die meiste Zeit des Jahres rum. Es gibt einem die Freiheit, einfach mal am Wochenende etwas weiter weg zu fahren und Neues zu entdecken.
Doch inzwischen bin ich es los geworden. Nach einer Testphase von einem Jahr, musste ich feststellen, dass ich es tatsächlich gar nicht brauche.
m Alltag fahre mit dem Fahrrad zur Arbeit (Ja, ein E-Bike, was im bergischen Wuppertal durchaus Sinn macht) oder gehe zu Fuß. Auch den ÖPNV nutze ich fast nicht mehr.
Wocheneinkäufe erledige ich per Pedes, da die nächsten Supermärkte nur knapp einen Kilometer entfernt sind. Also Rucksack auf und los. Das ist auch gut für die Bewegung und die körperliche Ertüchtigung.
Kommen wir jetzt mal zurück zum Einkaufen. Jetzt rede ich nicht von den eher größeren Anschaffung, die ich ja bereits besprochen habe, sondern von den Produkten, die ich direkt zum Leben brauche und wöchentlich im Supermarkt kaufe.
Es geht auch Bio und Fairtrade! Ja, das ist teurer, aber ich kaufe weniger und verbrauche es, ohne die Reste wegschmeißen zu müssen. Auch vegetarische oder vegane Produkte wandern immer öfter in meinen Einkaufswagen. Es gibt tolle Produkte, die wie Fleisch schmecken, aber für die kein Tier sterben musste.
Trotzdem gebe ich zu, eher ein Beefy zu sein. Ich esse Fleisch einfach gerne. Nichtsdestotrotz baue ich in meine Ernährung immer wieder fleischlose Mahlzeiten ein. Und wenn ich Fleisch konsumiere, achte ich darauf, Produkte aus konventioneller Fleischproduktion zu meiden.
Persönlich empfinde ich den Minimalismus als einen sehr ökologischen Lebensstil. Wie weit man diesen in sein eigenes Leben integrieren will, ist jedem selber überlassen. Aber irgendwo kann jeder von uns ein wenig nachhaltiger, ökologischer und schlichter existieren, ohne an Lebensqualität zu verlieren.
Denn die Qualität des Lebens hängt nicht von all den Dingen ab, die man besitzen oder kaufen kann. Sondern es sind vielmehr die Menschen und Lebewesen, mit denen wir Kontakt haben und die Abenteuer, die wir erlebt haben, die unser Leben bereichern. Das gesparte Geld kann man viel besser in die Zeit investieren, die man mit Freunden, der Familie oder einem Abenteuer verbringen kann.
Und wenn man sich die vielen Berichte über Sterbende anschaut, die bereuten, dass sie nicht mehr Zeit für ihre Lieben hatten, da wird einem schnell klar, dass all der Besitz am Ende nicht wirklich zählt.
Als Outdoorer erkennt man schnell, was wirklich zählt. Nachdem man ein Dach über dem Kopf hat, einem nicht mehr kalt ist und man etwas zu kauen und zu trinken hat, ist man auf einer Tour wirklich zufrieden. Klar braucht man im Alltag noch ein paar Dinge mehr. Aber ich finde es extrem wichtig, sich auf diese paar Dinge regelmäßig zu reduzieren, um zu erkennen was man wirklich braucht.
In diesem Sinne wäre ich froh, wenn jeder mal seine Art zu leben hinterfragt und sich auch mal darauf einlässt, einfach nicht so viel besitzen zu wollen. Am Ende zählt doch, was man im Leben erlebt hat und nicht welchen Lebensstandard man erreicht hat.