Ich wurde von der Böker Manufaktur eingeladen, mir ihren Messermacher-Kurs mit Armin Stütz anzusehen. Dort habe ich auch mein erstes eigenes Messer gebaut. Der folgende Artikel sollte eigentlich im Messer Magazin erscheinen, doch kam es leider nie dazu. Nun erscheint er als Premiere hier im Blog online.
An sein erstes, eigenes Messer erinnert man sich wohl immer. Wenn man mit dem nötigen Ernst vom Vater das Päckchen erhält und gesagt bekommt, man wäre nun endlich alt genug und schon fast ein Mann. Dann packt man es ehrfürchtig und vorsichtig aus und da liegt es in der kleinen Hand: das erste eigene Messer.
Natürlich ging man dann als kleiner Abenteurer und Entdecker in den Wald. Zeigte der Bande seinen größten Schatz und war für ein paar Wochen der tollste Kerl im Bunde. Das Messer wurde natürlich ordentlich ran genommen. Da wurde nicht nur geschnitzt, sondern es musste einen Baum ebenso fällen wie eine Grube graben.
Die wenigsten Messer stehen solch kindlich-jugendliche Torturen durch. Meist ist das Messer nach den Sommerferien stumpf. Die Klinge matt, gar angelaufen oder verrostet. Achtlos wird es in die hinterste Ecke des Zimmers verbannt und fristet, trotz der tollen Abenteuer, die es bestanden hat, ein Schattendasein. Nach irgendeinem Umzug geht das Messer dann irgendwann verloren.
So oder ähnlich ging es wohl vielen Menschen mit ihrem ersten Messer. Aber die Leidenschaft für das Schneidwerkzeug ging ihnen nie verloren. Und wenn man dann als erwachsener Messerfan an ein eigenes Messer denkt, dann würde man wahrscheinlich an ein Messer denken, das man selber gemacht hat. Doch gerade hier ist aller Anfang schwer und, obwohl man schon viele Messer in der Hand hatte, weiss man dennoch nicht recht, wie man selber eins bauen soll.
Da kommt ein Messermacher-Workshop gerade recht. Vor allem, wenn es sich um eine der bedeutensten Messerfirmen in Deutschland handelt. Die Firma Böker Manufactur hat zusammen mit dem österreichischen Messermacher Armin Stütz von Steierer Eisen einen Workshop auf die Beine gestellt, bei dem man im Werk Solingen an einem Wochenende sein eigenes Messer fertigen kann. Dabei kann man einen eigenen Entwurf umsetzen oder einen Rohling aus dem Böker-Sortiment nach den eigenen Anforderungen modifizieren.
Zwölf angehende Messermacher sind an diesem Wochenende nach Solingen gekommen. Der Großteil kommt aus dem ganzen Bundesgebiet, aber auch aus der Schweiz und den USA hat es Teilnehmer nach Solingen gelockt.
Lehrgangsleiter Armin Stütz eröffnet den Lehrgang und bespricht mit jedem Teilnehmer den Entwurf des Messers. Danach kommt die Stahlauswahl. Es gibt Stähle aus Solingen, aber auch aus Österreich. Wer einen Aufpreis bezahlt kann sogar sein Messer aus Damast-Stahl bauen.
Hat man sich entschieden, wird die grobe Form des Messers auf den Stahl übertragen. Danach beginnt die mechanische Bearbeitung.
Arbeitsschritte, die viel Material abtragen müssen, werden an Maschinen vorgenommen. Der Messermacher-Anfänger darf diese aus Sicherheitsgründen nicht bedienen. Die Bearbeitung übernimmt Armin Stütz und das Team von Böker.
Hier muss auch erwähnt werden, dass das ganze Drumherum beim Lehrgang wirklich sehr gut durchgeplant ist. Mehrere Mitarbeiter sind immer zugegen. Sie gehen von einem Teilnehmer zum nächsten und geben Tipps und Arbeitshinweise.
Die Lehrgangsteilnehmer haben aber mit Ihrem Messer, trotz vieler maschineller Arbeitsschritte, immer noch viel Handarbeit vor sich. Mit unterschiedlichen Körnungen wird mit dem Schleifpapier und viel Muskelarbeit die Feinarbeit erledigt. Nach ein paar Stunden kann man dann doch schon erkennen, wo die Reise hingeht.
Zum Tagesende wird jedes Messer für die Härtung vorbereitet. Danach gehen die Stücke in den Brennofen und werden in Öl abgeschreckt. Über Nacht findet dann die eigentliche Aushärtung des Metalls statt.
Am nächsten Morgen geht es dann an die letztendliche Oberflächenbehandlung. Auch diesmal mit feinem Sandpapier. Die Griffschalen werden angepasst, geklebt und vernietet. Schlußendlich wird dann die Schneide angeschliffen und fertig ist das erste eigene Messer. Aus einem großen Fundus an Lederscheiden aus dem Böker-Sortiment, kann man sich dann noch eine geeignete für sein Messer aussuchen.
Sechzehn Stunden Messermachen liegen nun hinter jedem Teilnehmer. Und jeder ist stolz auf sein Messer, das er in oft mühevoller Handarbeit endlich in den Händen hält. Dabei gibt es Messer aus fast allen Bereichen: Küchenmesser, Damastmesser, EDC – und Outdoormesser.
Fazit
Der Messermacher-Kurs von Böker ist klasse! In zwei Tagen bekommt man die Grundlagen komprimiert gezeigt und kann sein eigenes Messer bauen. Auch wenn viele Arbeitsschritte an Maschinen ausgeführt werden müssen, da die zwei Tage doch recht knapp bemessen sind, arbeitet jeder Teilnehmer noch sehr viel selber an dem Messer und kann so eine Verbindung aufnehmen.
Das ganze Drumherum im Böker-Werk in Solingen war sehr gut organisiert. Immer waren die Mitarbeiter rund um Armin Stütz bei den Teilnehmern und halfen, wo es Schwierigkeiten gab und zeigte Arbeitsschritte im Detail, damit der Anfänger besser voran kam. Zudem war für das leibliche Wohl an beiden Tagen gesorgt.
Der Lehrgang „Messermachen“ findet einmal im Jahr bei Böker in Solingen statt. Er kostet EUR 595,- und kann einfach über die Homepage der Böker Manufaktur gebucht werden.
Hast Du Fragen oder willst mir eine Rückmeldung zu den hier präsentierten Themen geben, dann schreib mir eine E-Mail an rb.bjoern.eickhoff@gmail.com