Die heutige Tour ist meine Abschiedstour von La Gomera. Zwei Wochen ging es auf und ab vom Valle Gran Rey aus und heute sind die höchsten Punkte der Insel dran.
Zum dritten Mal geht es mit Timah-Travel auf eine geführte Gruppenwanderung. Neben dem Garajonay ist wieder mal der Regenwald dran. Dass diese Tour ziemlich beliebt ist, stelle ich schon bei Ankunft des Reisebusses fest. Es ist ziemlich voll.
Ich habe schon Angst, dass wir in so einem großen Pulk losziehen wollten. Doch es gibt schnell Entwarnung. Es wird zwei Gruppen geben. Je Gruppe etwa 20 Teilnehmer. Immer noch nicht gerade klein.
Mit dem Bus geht es jedenfalls knapp 50 Minuten ins Innere der Insel. Das Ziel ist Pajito. Dort teilen wir die Gruppen. Die andere Gruppe geht sofort los und meine wartet halt fünfzehn Minuten. Tourenguide Carlo nutzt die Zeit und gibt uns die ersten Infos zu der anstehenden Tour.
Dann geht es aber auch endlich für uns los. Bergauf Richtung Gipfel des Garajonay. Dieser liegt bei 1484 Höhenmeter und ist der höchste Punkt der Insel. Doch viel interessanter sind erstmal die Ausblicke auf die Nachbarinsel Teneriffa. Der Berg Teide ist von La Gomera richtig gut zu sehen und ein imposanter Anblick. Böse Zungen behaupten auch, dass der Teide der schönste Berg von La Gomera ist.
Vom Gipfel geht es hinunter zum „Alto de Contadero“. Am Parkplatz führt uns der Weg bergab in den Regenwald „Bosque del Cerdo“. Hier gibt es dann mal keinen Ziegenpfad. Meine Füße landen auf richtigem Waldboden. Das macht richtig Spaß.
Carlos lässt uns über weite Strecken unser eigenes Tempo laufen. Da es keine Abzweige gibt, ist das auch kein Problem. Er ruft uns nur immer wieder zusammen, wenn er Infos zu Flora und Fauna geben will. Nach der dritten Tour mit Timah-Travel bemerke ich dann doch einen gewissen Bekanntheitsgrad der Anekdoten.
In Bezug auf den Nationalpark kommen von ihm überraschend kritische Töne. Bevor der Regenwald Nationalpark wurde, haben die Bewohner La Gomeras mit und von dem Wald gelebt. Nach Einrichtung des Nationalparks war dies nicht mehr möglich. Es entzog in vielen Menschen in der strukturschwachen Region die Lebensgrundlage.
Vor allem, dass man der Natur im Nationalpark ihren freien Lauf lässt, sehen viel als Problem an. Trockenes, umgefallenes Totholz liegt überall herum und erhöht die Waldbrandgefahr. Die verheerenden Waldbrände von 2012 seien darum so schlimm gewesen. Ohne das Totholz wären die lebenden Bäume durch die feuchten Passatwinde nicht so leicht entzündbar gewesen.
Nun lässt uns Carlo wieder von der Leine. Bis zur Eremitage „Nuestro Senora de Lourdes“ ist der Weg nicht zu verfehlen. Ich mach lieber langsam und genieße den Regenwald um mich herum.
Es plätschert sogar eine Bach hier entlang, der das ganze Jahr Wasser führt und die Bananenplantagen in Hermigua bewässert.
Plötzlich ist die Gruppe weg. Ich bin wohl zu langsam. Warum alle soviel Gas geben und nicht auf den Regenwald um sich herum achten, ist mir schleierhaft. Aber es besteht keine Gefahr, an der Eremitage gibt es eine längere Rast an der Heilquelle.
Von dort geht es ein letztes Stück bergauf. Anfangs noch Waldweg, stoßen wir weiter oben auf Asphalt. Auf dieser Nationalparkstraße können selbst Autofahrer den Regenwald erkunden.
Nach etwa fünfzig Minuten kommen wir an unserem Bus an. Dieser bringt mich pünktlich zum Abendessen wieder zum Hotel im Valle Gran Rey.