Bevor ich Dir mehr vom Valle Gran Rey und meinem Basislager dort erzähle, möchte ich von meiner ersten und meiner letzten Wanderung in diesem Urlaub auf La Gomera berichten. Es ist eine Tour, die Dich nicht total fertig macht und die Du innerhalb eines halben Tages erwandern kann. Obwohl Du an kleineren Klettereien nicht drumrum kommst.
El Guro gehört natürlich auch zum Valle Gran Rey. Etwa zwei bis drei Kilometer oberhalb vom Strand gelegen. Die Hauptstraße führt daran entlang. Der Wanderer kann aber auch die Schotterpiste laufen, die parallel verläuft. Hier ist der Vorteil, dass diese Strecke am Morgen länger im Schatten liegt und so ist die leichte Steigung angenehmer zu laufen.
Am Ortseingang von El Guro steht ein Schild mit dem Hinweis, dass dort die Wanderung beginnt. Du findest Sie aber auch im Rother Wanderführer als Tour 36 und im Baedecker Reiseführer ist sie bei El Guro kurz erwähnt und in der dazugehörigen Karte eingezeichnet.
El Guro ist so das Künstlerstädtchen. Hier haben sich vor allem deutsche Aussteiger niedergelassen und so findet man an den Häusern Flyer für Yoga oder Tai Chi, aber auch Lichtheilung oder Visionssuchen.
Vom Schild aus geht es eine steile Treppe bergan. Achtung, dies sind keine EU-Norm-Treppen. Die Höhe und Tiefe der Stufen sind unterschiedlich und man muss aufpassen und sich gleichzeitig ordentlich nach oben kämpfen. Die kleinen, schmale Wege zwischen den Häusern sind gut ausgeschildert und man kommt nach kurzer Zeit oberhalb des Ortes auf einen Ziegenpfad hinaus.
Diesem folgt man an einem Seilaufzug vorbei und parallel zu einem Wasserrohr, immer oberhalb von Terrassenbeeten. Der Weg führt langsam nach links in eine kleine Schlucht, dem Barranco de Arure, hinein. Nach einem kurzen Abstieg befindet man sich dann in einem Bachbett, das nicht gerade viel Wasser führt.
Diesem folgt man dann nach links bis zum Wasserfall. Es gibt während der Weges immer mal wieder Abzweigungen nach links oder rechts. Diese sollte man tunlichst auslassen. Am Besten bleibt man immer im Bachbett.
Der Weg ist ordentlich fordernd. Mal geht es auf der einen Seite, mal auf der anderen Seite neben dem Wasser entlang. Immer wieder muss man es kreuzen oder mal mitten durch. Dabei ist man von dichter Vegetation umgeben, die einen nach oben hin von der Sonnen abschirmt. Trotzdem ist dort sehr warm und der Weg ist nicht einfach zu laufen. Einige Kletterpartien im Fels sind dabei und der Schweiß läuft in Strömen.
Hier ist auch der Hinweis wichtig, immer genug Wasser mitzunehmen. 2,5 Liter befinden sich bei mir in der Trinkblase und ein Liter zusätzlich in einer Nalgene im Rucksack. Als absoluter Notfall habe ich noch einen Wasserfilter und Wasserentkeimungstabletten mit dabei.
Der Weg zum Wasserfall ist einfach toll. Ständig raschelte es im Gebüsch neben mir. Kleine Echsen laufen dort rum, aufgeschreckt durch meine Schritte. Hier sieht man sie aber nicht. Sie haben genug Schutz.
Nach etwa einer Dreiviertel Stunde erreicht man dann den Wasserfall. Er sprudelt lebhaft aus fünfzehn Meter Höhe in ein kleines natürliches Becken und rinnt dann als Bach ins Tal.
Bei meinem ersten Besuch führte er nicht gerade viel Wasser und beim zweiten Mal nur ein wenig mehr. Er ist natürlich nicht vergleichbar mit den großen und berühmten Fällen und doch hat er trotzdem etwas. Jedes Mal wenn ich dort war, blieb ich dort auch etwa eine Stunde um mich auf den Ort einzustimmen.
Das war natürlich schwierig, ist doch die Wandertour sehr beliebt bei Touristen. Auf dem Weg trifft man sie und natürlich auch am Wasserfall. Zumeist sind es Deutsche. La Gomera wirkt mitunter wie eine deutsch Kolonie.
Und doch sind die Typen der Wanderer vollkommen unterschiedlich. Es gibt die, die das Slow Travel lieben. Wo der Weg das Ziel ist und auch Genuss sein sollte. Aber es gibt auch die, die einfach nur ein Ziel abhaken und weiter laufen, als wären sie auf der Flucht oder bei einem Rennen.
Beide Typen habe ich getroffen. Der letztere ist mir echt suspekt. Da kommt ein Pärchen an meinem letzten Tag auf La Gomera am Wasserfall an. Als Rucksäcke tragen sie leichte Turnbeutel. Eine kurzes Bestaunen des Wasserfalls. Ein Ah oder Oh entweicht dem Mund. Dann ein Selfie zusammen mit dem Handy und schon sind sie wieder weg.
Ich glaube, man kann mich eher zur ersten Gruppe zählen. Dort kam ich mit mehreren Wanderern ins Gespräch und es war immer wieder toll, die unterschiedlichen Menschen kennenzulernen.
Dennoch waren die paar Minuten, die ich dort alleine am Wasserfall verbracht habe, die tollsten. Die Augen geschlossen und nur auf das plätschern des Wassers konzentriert – das ist Entspannung.
Der Rückweg ist dann der gleiche Weg wieder zurück. Nur am Einstieg ins Bachbett kann man auf dem Rückweg auch weiter dem Bach folgen und kommt auf der gegenüber liegenden Schluchtseite auf einem Ziegenpfad heraus und wandert von dort langsam wieder nach El Guro zurück.