Cold Steel Tim Wells Signature Slockmaster Blowgun

Blasrohre als Jagdwaffen gehen weit in der Geschichte zurück. In Asien und Südamerika wurden Tiere mit Giftpfeilen bejagt. Ein moderne Variante ist das Slockmaster Blowgun. Wir haben es uns einmal näher angesehen und geschaut, ob es sich für das Prepper-Szenario eignet.

Cold Steel Tim Wells Signature Slockmaster Blowgun
Cold Steel Tim Wells Signature Slockmaster Blowgun

Wer kann sich nicht an die Zeit zurückdenken, als man mit einem Strohhalm in der Schule saß und mit Speichel durchtränkte Papierfetzen auf die Streber in der ersten Reihe feuerte. Damit hat das Tim Wells Slockmaster Blowgun nun wirklich nichts mehr zu tun.

Das Aluminium-Rohr ist anderthalb Meter lang, mit einer Wandstärke von 1,5 Millimetern und besitzt das Kaliber .625. Es werden 20 Razor Tip Broadhead-Pfeile und 10 Mini Broadhead-Pfeile mitgeliefert. Erstere sind wirklich gefährlich Geschosse, die aufgrund ihres Gewichts tief ins Ziel eindringen und viel Schaden anrichten können. Das Blowgun kann in der Mitte auseinander geschraubt und so platzsparend transportiert werden. 

Der amerikanische Jäger Tim Wells hat zusammen mit dem Hersteller Cold Steel dieses Blowgun entwickelt und ganz klar auf jagdliche Belange abgestimmt. Tim Wells ist in den USA sehr bekannt. Er hat eine eigene TV-Show „Relentless Pursuit“.

Dort, auf seiner Facebook-Seite und bei Youtube zeigt sehr drastische Formen von primitiven Jagdmethoden. Ob mit dem Bogen, der Armbrust, dem Speer oder eben auch dem Blasrohr, kein Tier auf der Welt ist vor diesem Jäger sicher. Mit dem Blowgun hat er schon Frösche, Schlangen, Dickhornscharfe, Warzenschweine und Schwarzbären gejagt. Und auch, wenn man diese Art und Weise der Jagd in seiner Show durchaus kritisieren kann, so ist er allein von seiner Versiertheit und dem Skill-Level, das er besitzt, durchaus zu respektieren.

Mundstück mit Köcher
Mundstück mit Köcher

Und Skills braucht man auch, um mit solch einem Blowgun richtig umzugehen. Erste Versuche auf ein zwei Meter entferntes Ziel sind durchaus direkt machbar, aber wie oft kommt man schon so nah ran. Das Blowgun kann durchaus Ziele in einer Entfernung von 25 Metern treffen, aber dafür ist ordentlich Übung angesagt.

Die gängige Entfernung ist aber eher zwischen fünf und zehn Metern zu finden. Und auch für diese Entfernung muss man üben, geht doch ein Pfeil aus dem Blasrohr nach gut sechs Metern in die ballistische Kurve über. Das bedeutet, dass die Schwerkraft der Erde auf den Pfeil wirkt und er nicht mehr in einer gerade Linie fliegt, sondern langsam zu Boden gezogen wird.

Im Bogensport nennt man diese gerade Flugbahn Null-Linie. Dieses ist jedoch bei einem Bogen durchaus 30 bis 40 Meter lang. Und selbst das Geschoss einer modernen Schusswaffe unterliegt der Schwerkraft und senkt sich irgendwann Richtung Boden. Der Druck der ausgestoßenen Atemluft beim Blowgun ist natürlich deutlich geringer als Bogensehne oder Explosionsenergie bei einer Patrone.

Vom Zielen her, ist beim Schießen mit dem Blowgun vieles vergleichbar mit dem instinktiven Bogenschießen. Da der Mund mittig im Gesicht zwischen beiden Augen liegt, ist ein Zielen mit nur einem Auge nicht möglich. Einfacher ist es beide Augen offen zuhalten und instinktiv zu schießen. Dabei spielt die Hand-Augen-Koordination eine große Rolle.

Unterschiedliche Pfeile: Stun Dart (oben), Mini Broadhead (Mitte), Razor Tip Broadhead (unten)
Unterschiedliche Pfeile: Stun Dart (oben), Mini Broadhead (Mitte), Razor Tip Broadhead (unten)

Das Blasrohr greift man mit einer Hand direkt am Mundstück und mit der anderen weiter vorne am Rohr. Dafür gibt es ein verschiebbares Polster aus Gummi. Diese vordere Hand zeigt auf das Ziel. Es ist genauso, als würde man mit dem Zeigefinder auf etwas in weiterer Entfernung deuten. Dafür schließt man in der Regel nicht ein Auge, sondern hat beide Augen offen und deutet instiktiv oder intuitiv genau in die richtige Richtung.

Weitere Entfernungen werden geschossen, indem man die Mündung des Blowgun über dem Ziel platziert. So klappt das mit dem Blowgun auch recht gut. Nur muss man die verschiedenen Entfernungen immer wieder üben, um kontinuierlich gute Ergebnisse zu erzielen. 

Die Eindringtiefe der Pfeile ist enorm. In die gängigen Pfeilfangplatten für das Bogenschießen dringen die fast vollständig ein. Mehrlagiger Pappkarton ist auch kein Problem und in Holz versenken sie auf jeden Fall ihre jeweiligen Pfeilspitzen.

Gummiertes Mundstück
Gummiertes Mundstück

Hier sind die Razor Tip Broadhead Pfeile natürlich klar im Vorteil, obwohl ihre feine Spitze bei harten Zielen zum Umknicken neigen. Für die Jagd auf das gängige Kleinvieh, wie Eichhörnchen, Tauben, Vögel oder Ratten sind sie aber genau das Richtige. Hier empfiehlt sich zumeist die klassische Ansitzjagd. Dabei wartet man in einem Versteck bis das zu jagende Tier vorbei kommt und nimmt es ins Visier.

Natürlich kann ein versierter Schütze auch auf die Pirsch gehen. Durch den abnehmbaren Kunststoffschutz für die Mündung kann das Slockmaster Blowgun auch als Wanderstab eingesetzt werden. Im mitgelieferten Köcher den man auf das Blowgun schieben kann, sind die wichtigsten Pfeile immer griffbereit. Einzig die Länge des Blasrohrs machen es sehr unhandlich, wenn man schnell unterwegs etwas ins Visier nehmen will.

Natürlich kann man auch mit dem halbierten Blowgun schießen. Hier muss man aber erhebliche Abstriche in der Schußentfernung und der Pfeilgenauigkeit machen. Aber einen menschlichen Angreifer kann man trotzdem auf einer Entfernung von fünf bis zehn Metern treffen. Nur eben nicht ganz so geziehlt. Zudem eignet sich das zerlegte Blowgun auch als leichte Schlag- und stumpfe Stoßwaffe.

Die Schutzkappe macht das Blowgun zum Wanderstab
Die Schutzkappe macht das Blowgun zum Wanderstab

Insgesamt hat uns das Slockmaster von Cold Steel sehr gut gefallen. Vor allem das durchschlagskräftige Kaliber machen es tatsächlich zu einer Waffe auf kurze Distanzen. Nimmt man den Köcher ab, wird das Blowgun zum unscheinbaren Wanderstab, mit dem man im Wald auch mal auf Baumstümpfe schießen kann.

Auf einem Bogenparcours ist die Nutzung neben dem Bogen durchaus erlaubt und man kann dort auf unterschiedliche Entfernungen auf Tieratrappen schießen. Vor dem Gebrauch dort sollte das aber mit dem Parcoursbetreiber abgesprochen werden. Grundsätzlich ist in Deutschland die Jagd mit einem Blasrohr nicht gestattet und stellt eine Straftat dar.

Im Szenario eines Krisenfalls wird das Blowgun zu einer guten Ergänzung zum Fluchtrucksack. Zerlegt in einer Seitentasche des Rucksacks und der relativ klein packbaren Munition hat man für den Notfall sowohl Jagd- als auch Verteidigungswaffe schnell parat.

Fazit
Plus
zerlegbar
durchschlagendes Kaliber

Minus
kurze Distanz
Übung erforderlich
Daten und Fakten
Material: Aluminium
Gewicht: 536 g
Wandstärke: 1,5 mm
Kaliber: .625
Länge: 153,5 cm
Länge zerlegt: 76 cm
Preis: EUR 83,99
Bezugsquelle: Cold Steel